Emmy von Dincklage
Amalie Ehrengarte Sophie Wilhelmine (Emmy) von Dincklage-Campe (* 13. März 1825 auf Gut Campe, Gemeinde Kluse, Emsland; † 28. Juni 1891 in Berlin), evangelisch-lutherisch, war eine deutsche Romanschriftstellerin.
Bereits zu ihren Lebzeiten verfasste der deutsch-schweizerischer Literaturhistoriker, Sinologe, Übersetzer und Bibliothekar Heinrich Kurz (* 28. April 1805 in Paris; † 24. Februar 1873 in Aarau) eine Biografie über Emmy von Dincklage, die im Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft (1873, Band 1, Seiten 727-732, Herausgeber: Julius Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig) veröffentlicht wurde. Die Transkription dieser Biografie ist hier nachzulesen.
Eine weitere Biografie verfasste der Schriftsteller Karl Schrattenthal (Pseudonym von Karl Weiß, * 1846; † 1938), die in "Deutsche Monatsblätter. Centralorgan für das literarische Leben der Gegenwart", herausgegeben von Heinrich Hart und Julius Hart, 2. Band October 1878 - März 1879, Seiten 638-644, Verlag von J. Kürhmann‘s Buchhandlung, Bremen, 1879 veröffentlicht wurde. Die Transkription dieser Biografie ist hier nachzulesen.
Emmy von Dincklage schrieb auch Gedichte. Diese wiedergefundenen Perlen sind hier zu lesen.
Am Dollart.
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1871
I
n dieser Novelle schildert E. v. Dincklage eindrucksvoll das Leben der Familien van der Gracht und de Voß, die auf ihren Grundbesitzen auf frisch eingedeichten Arealen direkt am Dollart hinter den Deichen auf kleiigen, morastigen Böden bei stark durchwachsenem Wetter zu Hause sind. Während die Familie van der Gracht wegen des Sohnes und Pfarrers Marcus hoch anerkannt ist, ranken sich um die Familie de Voß viele Gerüchte vom leichten Schmuggel bis zu schwerem Verbrechen, vor allem um den Vater und »Capitain« Peter de Voß. Aus diesem Grund will auch keiner etwas mit der Familie de Voß zu tun haben. Doch dann tritt Aydolt auf, der älteste Sohn aus der Familie van der Gracht. Ein lockeres Leben führend ist seine Akzeptanz in der Familie van der Gracht nicht besonders hoch. Schließlich überrascht er alle, als er die Tochter Mietje des Peter de Voß heiratet. Jahre später, nach dem Tod von Peter de Voß, erzählt Aydolt seiner Schwester Tetta, wie er an Informationen über das verbrecherische Leben des Peter de Voß als Sklavenhändler gelangte, wie dessen Sohn deshalb wahnsinnig, die Ehefrau von ihrem Mann gedemütigt und die Tochter Mietje unglücklich wurde. Nur über seine Heirat mit Mietje war es möglich, dass Mietje endlich ein glückliches Leben führen konnte. Auch ermöglichte er dadurch seinem Bruder und Pfarrer Marcus, den geliebten Beruf eines Missionars anzunehmen. Möglich war dies nur, weil Aydolt den alten de Voß mit den Informationen über sein verbrecherisches Leben in der Vergangenheit unter Druck setzen konnte.
Transkription, 7.661 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 97, 1. Auflage, 2022
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Angela Wilms und der Prinz von Oranien.
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1871
Di
ese Novelle spielt in Papenburg zur Zeit der napoleonischen Besatzung im Emsland Anfang des 19. Jahrhunderts. Die nicht unvermögende Familie Wilms handelt mit geschmuggelten Kaffeebohnen, als ein alter holländischer Bekannter die verwitwete Mutter aufsucht. Er komme im Auftrage des holländischen Prinzen von Oranien, der auf der Flucht vor den Franzosen sei und dringend Geld benötige, um seine Stellung in Holland wieder zu erlangen. (Geschichtlicher Hintergrund: der Prinz von Oranien, der spätere holländische König Wilhelm IV., war vor den Franzosen nach England geflohen.). Mutter, Tochter Angela und Sohn Sievert nehmen die Geschichte für wahr an. Schließlich erscheint sogar ein zweiter Mann, der sich als Prinz von Oranien ausgibt und von der Familie Wilms im eigenen Haus versteckt wird. Doch Angela und ihr Verlobter Wendel - Mutter Wilms ist gegen die Verbindung ihrer Tochter mit dem mittellosen Wendel - werden misstrauisch. Als große Geldmengen im Haus der Wilms gestohlen werden, überführen Angela und Wendel die beiden Männer als Täter. Wendel geht nach Amerika und kommt als reicher Mann zurück. Damit wird auch schließlich die Hochzeit von Angela und Wendel von der Mutter akzeptiert.
Transkription, 12.248 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 87, 1. Auflage, 2022
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Bauern-Adel
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
Diese Novelle spielt in einem Dorf im Emsland. Da gibt es auf der einen Seite den Freiherrn Casper Adrian von Schlump auf Dalbrook als Vertreter des „Herren-Adels“ und auf der anderen Seite die erfolgreichen und seit Jahrhunderten ansässigen Bauern von Tangen, Twicker und Wiebrink als Vertreter des selbsternannten „Bauern-Adels“. Mit einem gewissen Hochmut sieht der Bauern-Adel sich als modern und zukunftsgewandt, den Herren-Adel dagegen als charakterlos und in der Vergangenheit stehen geblieben.
In dieses Standesdenken baut Emmy von Dincklage Konflikte um Erbangelegenheiten, Liebschaften, Hochzeiten und einem verloren gegangenen Sohn ein; letztendlich ziehen Bauern- und Herren-Adel an einem Strick - gemeinsam bilden sie den starken Kern des Emslandes.
Transkription, 22.786 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 56, 1. Auflage, 2020
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Bilder aus dem Leben einer Königstochter
Historische Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1871
E
leonore Ulfeld wurde am 8. Juli 1621 auf Schloss Frederiksborg in Hillerød geboren. Sie war eine Tochter des Königs von Dänemark und Norwegen, Christian IV., aus dessen morganatischer Ehe mit Kirsten Munk. Mit 9 Jahren wurde Eleonore mit dem Grafen Corfiz Ulfeld, dem zukünftigen dänischen Reichshofmeister verlobt. Die Hochzeit fand 1636 statt. Corfiz Ulfeld stieg zu einem der einflussreichsten Männer Dänemarks auf, fiel in Ungnade und wurde schließlich bis heute einer der bedeutendsten Staatsfeinde Dänemarks. Ulfeld tauchte unter und starb am 20. Februar 1664 im oder auf dem Rhein zwischen Basel und Neuenburg. Eleonore folgte ihm 34 Jahre später nach 22 jähriger Gefangenschaft und 14-jährigem Leben in Freiheit.
Geschichtsnah beschreibt Emmy von Dincklage das Leben der Königstochter Eleonore Ulfeld in einzelnen Stationen (Bildern), beginnend mit der Trennung des Königs Christian IV. von ihrer Mutter, der versuchter Königsmord vorgeworfen wird, über Aufstieg und Fall ihres Ehemannes Corfiz Ulfeld bis zur ihrer Gefangennahme und ihrem Tod. Dabei sieht Emmy von Dincklage Eleonore und Corfiz Ulfeld immer als ein Paar, dass sich aus voller Überzeugung und vom ganzen Herzen für Dänemark einsetzt. Die anfänglich starke Position der beiden rief viele Neider hervor, die es schließlich schafften - nach Emmy von Dincklage - die staats- und königstreuen Eleonore und Corfiz Ulfeld beim König in Ungnade fallen zu lassen.
Transkription, 30.597 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 96, 1. Auflage, 2023
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Das alte Liebespaar
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1856
Die
Novelle ist zeitlich in 2 Abschnitte aufgeteilt. Im ersten Abschnitt (ca. Anfang des 19. Jahrhunderts) lernt die Tochter Sibylla der Gräfin von B. bei einer Feierlichkeit den jungen Offizier Philipp Adrian von D. kennen. Gleich hegen beide tiefe Gefühle füreinander. Doch Adrian macht sich wenig Hoffnung, weil er mittellos ist und Sibylla aus einer reichen Familie stammt. Die Gräfin von B. möchte jedoch für ihre Tochter das Glück auf Erden und versucht, Adrian zu bewegen, um die Hand von Sibylla zu bitten. Doch dieser Versuch schlägt fehl - Adrian interpretiert ihn falsch. Und so heiratet Adrian schließlich eine Eleonore Gertrudis und Sibylla verbringt ihr Leben in einem Damenstift.
1850; das Damenstift ist aufgelöst; in dem Gebäude wohnt das junge Ehepaar Lina und Philipp, der aus der Familie von D. stammt. Als die gelangweilte Lina alte Bilder findet, beschließt sie, einen Saal mit einer Ahnengalerie auszustatten. Von ihrer Schwägerin Gertrud von D. besorgt sich Lina auch alte Bilder, unter anderem eins vom Obristen Philipp Adrian von D.. In ihrer Wohnung entdeckt sie Schriftstücke der Äbtissin Sibylla, die von einer tiefen unerwiederten Liebe zeugen. Ebenso findet sie ein altes Bild der Äbtissin. Lina ordnet die Bilder des Obristen und der Äbtissin so an, dass sie gegenüber an Wänden hängen und wie ein verliebtes Paar sich anschauen. Schließlich wird der Ahnensaal mit einem Ball eröffnet. Als ein Gast einen Toast auf das Gemälde der unglücklich verliebt schauenden Sibylla ausbringt, brechen im benachbarten Totengewölbe des alten Klosters die Mauern zusammen. Vor Schreck bittet Philip um berufliche Versetzung; alle Bilder werden abgehangen; nur der Obrist und Sibylla bleiben als altes Liebespaar hängen.
Transkription, 5.059 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 63, 1. Auflage, 2020
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Das blaue Herz
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1876
L
effert, ein junger und wohlhabender Wirt, wirbt um die Müllerstochter Ann Sina. Doch Ann Sina, obwohl in Leffert verliebt, weist ihn zurück. Niemand ahnt, dass sie im Alter von 15 Jahren sich heimlich dem Matrosen Lucas Rump versprach. Als Symbol für ihre jugendliche Liebe tätowierte Lucas ein blaues Herz mit den Buchstaben „L. R.“ auf ihren Arm. Lange Zeit ist Lucas gemeinsam mit Hinrich, Ann Sinas Bruder, auf den Weltmeeren und in Australien unterwegs. Und Leffert kann nicht verstehen, wieso Ann Sina ihn in dieser Zeit immer wieder zurückweist. Als Lucas nach vielen Jahren mit Hinrich zurückkommt, muss Ann Sina feststellen, dass er sich zu einem arroganten Mann mit einem mehr als unsauberen Lebensstil verändert hat. Ann Sina weist ihn jetzt zurück. In seiner Wut zündet Lucas die Mühle von Ann Sinas Vater an und verschwindet. Leffert nimmt darauf Ann Sina und ihren Vater in seinem Haus auf. Nicht zum ersten Mal rettet er damit Ann Sina. Als sie schließlich Leffert ihre Tätowierung mit dem blauen Herz und den Buchstaben „L. R.“ zeigt, um ihm zu verdeutlichen, er, Leffert, würde auf ewig Lucas in seiner Nähe fühlen, gibt Leffert der Tätowierung mit den Buchstaben die Bedeutung „Liebe rettet“; damit steht einer gemeinsamen Zukunft nichts mehr im Wege.
Transkription, 13.136 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 125, 1. Auflage, 2025
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Das Kind des Hasses
Novelle von E. v. Dincklage aus dem Jahr 1878
Di
e Novelle erzählt die tragische Geschichte von Marianne Brinkhof, die in einer unglücklichen Ehe mit dem reichen, aber einfältigen Bauern Brinkhof gefangen ist. Marianne ist eine leidenschaftliche Frau, die ihren Ehemann und ihr Leben auf dem Brinkhof verabscheut. Ihre unerwiderte Liebe gilt einem Mann namens Robert, den sie nie vergessen kann. Marianne bringt zwei Kinder zur Welt, aber sie ist unfähig, Mutterliebe für sie zu empfinden, besonders nicht für ihren ältesten Sohn Leffert, der zu einem grausamen und berechnenden Jungen heranwächst. In einem Akt der Gewalt tötet Leffert den Nachbarsjungen Rolf und beansprucht triumphierend den Teich, um den sie gerungen haben. Marianne, in einem Zustand emotionaler Verzweiflung, unternimmt daraufhin einen verzweifelten Versuch, ihren Sohn wegzubringen. Erschöpft bricht sie zusammen und wird schließlich bewusstlos neben Rolfs Leiche aufgefunden. Währenddessen ist ihre Liebe zu Robert nie verblasst. Eine Begegnung mit ihm bringt ihre verzweifelte Leidenschaft wieder zum Vorschein, doch sie erkennt, dass diese Liebe unerreichbar bleibt. Am Ende ist Marianne gebrochen und von Selbsthass und Verzweiflung erfüllt. Ihr Sohn Leffert bleibt verschwunden, und Marianne zieht sich in eine isolierte Existenz zurück, während Brinkhof rastlos nach seinem verlorenen Erben sucht. Der Wendepunkt in der Novelle tritt nach dem Tod von Brinkhof ein. Leffert, der lange Zeit verschwunden war, kehrt zurück. Brinkhof stirbt vor Freude, als er seinen Erben wieder sieht. Nach dem Tod des Bauern und der Rückkehr ihres Sohnes beginnt eine langsame Annäherung zwischen Marianne und Leffert. Marianne erkennt, dass ihr Hass und ihre Bitterkeit sie davon abgehalten haben, ihren Sohn zu lieben. Sie überwindet ihre inneren Konflikte, um Vergebung zu finden, und nimmt Leffert als ihren Sohn und Erben des Hofes an. Die Novelle endet somit in einer Versöhnung zwischen Mutter und Sohn, und Marianne findet schließlich inneren Frieden und Zufriedenheit. Sie erkennt, dass sie ihre Liebe und Fürsorge auf die nächste Generation übertragen muss, um Frieden und Vergebung zu erlangen.
Transkription, 20.898 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 113, 1. Auflage, 2024
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Das Unglückskind
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1872
E
mmy von Dincklage erzählt in dieser Novelle die Geschichte von Tobias Spahn, der von Geburt an von seiner Großmutter Drüke als Unglückskind bezeichnet wird. Denn Drüke, eine arme verwitwete Postillonsfrau, ist mit ihrer polternden direkten Art nicht gerade beliebt. Dazu ist sie in der Männerwelt auch noch durchsetzungsfähig. Und Kläre, die Mutter von Tobias, muss ihr Kind alleine aufziehen; da kann es sich nur um ein Unglückskind handeln. Zehn Jahre später spielt das Unglückskind vielen Menschen im Dorf Hüsingen einen Streich nach dem anderen. Als Tobias sich schließlich dafür verantworten muß, läuft er weg. Weitere zehn Jahre später kommt Tobias in sein Dorf als weit gereister und erfolgreicher Maschinenfachmann zurück. Er fühlt sich nun gar nicht mehr als Unglückskind. Doch Laurence, eine junge Frau und reiche Erbin, ebenso wie Tobias 10 Jahre in der Fremde aufgewachsen, behandelt Tobias arrogant von oben herab, da er nicht aus so guter Familie kommt wie sie. Enttäuscht verlässt Tobias wieder als Unglückskind seine Heimat. Laurence sieht ihren Fehler ein und als Tobias nach einiger Zeit zurückkommt, finden beide zueinander. Tobias wird ein „glückliches Unglückskind“.
Transkription, 12.545 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 54, 1. Auflage, 2020
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Das Volkslied des Emslandes
Dokumentation von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1870
M
it ihren Novellen und Romanen hat Emmy von Dincklage das Emsland nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern wie den USA oder Frankreich bekannt gemacht. Als gebürtige Emsländerin verbrachte sie einen großen Teil ihres Lebens im Emsland und war dadurch auch mit dem Leben und der Kultur im Emsland bestens vertraut. Somit war es naheliegend, dass sie auch in einer Dokumentation die Volkslieder mit dem Leben und der Kultur im Emsland miteinander verband.
Transkription, 4.638 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 58, 1. Auflage, 2020
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Der Eisenkopf.
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1875
Hi
nrich Bohrmann war einst ein Gutsbesitzer. Er verarmte, als sein Zwillingsbruder Nikolaus wegen einer Fehlspekulation Selbstmord beging. Diese Gelegenheit nutzte der Vater von Siegbert Barden, über einen Wechsel von Hinrich Bohrmann 35.000 Gulden zu fordern. Nun lebt Hinrich Bohrmann mit seiner kränklichen Frau und seiner attraktiven und selbstbewussten Tochter in Armut. Doch Hinrich Bohrmann wurde wegen seiner Unerschütterlichkeit und seiner Haarfarbe der „Eisenkopf“ genannt. Er blieb trotz Armut selbstbewusst, ehrlich und unbeugsam. Er weigert sich, in der Kirche den hoch geschätzten Kirchenstuhl der Familie Bohrmann an die vermögende Familie Barden zu verkaufen; auch die Heirat seiner Tochter mit Siegbert Barden verweigert er. Janbernd Tohaage, ein Bauernbursche, Vater früh verstorben, Mutter gelähmt, sieben jüngere Geschwister, möchte er jedoch als Schwiegersohn annehmen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Eines Tages erhält Hinrich Bohrmann einen Brief mit einem Angebot, das verspricht, einen Betrug an seinem verstorbenen Bruder Nikolaus aufzudecken und damit die Ehre der Familie wiederherzustellen. Dem geht Hinrich Bohrmann nach und am Ende gelingt es Hinrich tatsächlich, den Fall aufzuklären. Der alte Barden wird zur Rechenschaft gezogen, und die Familie Bohrmann erhält einen Teil des gestohlenen Geldes zurück. Mit diesem Geld kann Hinrich endlich seine Tochter Hedchen mit Janbernd verheiraten und ein neues, respektiertes Leben beginnen. Die Novelle schließt mit einer ermutigenden Botschaft über die Macht der Gerechtigkeit und den unbeugsamen Willen, die Ehre der Familie zu verteidigen.
Transkription, 14.669 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 105, 1. Auflage, 2024
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Der Gemal der Adria.
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1875
In
dieser Novelle erzählt Emmy von Dincklage ihre Erlebnisse während ihrer Aufenthalte in Venedig. Dabei lernt sie die junge Emsländerin Etje kennen, die ebenfalls mit ihrer Tante Tina mehrere Wochen in Venedig auf Urlaub ist. Tina wiederum lernt den Italiener Andrea Moretti kennen, der angeblich aus einer alten Dogenfamilie stammt. Gegenüber den Damen behauptet er, verheiratet zu sein. Doch weil er am Vermögen der jungen Etje interessiert ist und um ihre Hand anhalten will, erklärt er gegenüber Emmy, er sei zwar der Gemahl der Adria, aber eben doch nicht verheiratet (zu Zeiten, als die Dogen in Venedig regierten, wurden sie in festlichen Veranstaltungen symbolisch mit dem Meer, der Adria, verheiratet; dies sollte die maritime Dominanz und die enge Verbindung Venedigs mit dem Meer symbolisieren). Tina, bereits im Emsland verlobt mit Ubbo, löst diese Verbindung auf und geht die Verbindung mit Andrea Moretti ein. Dafür wird sie von ihrer Tante Tina enterbt. In dieser Phase erhält Emmy in Venedig Besuch von einer Freundin aus Dresden, dem Fräulein Z. Wahrscheinlich handelt es sich um die Künstlerin Elisabeth (Elise) Ziegler, einer Malerin aus Sachsen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und und auch tatsächlich Venedig besuchte. Etje löst die Verbindung mit Andrea auf, weil sie feststellt, dass er sie doch nicht liebt, geht zurück ins Emsland zu ihrem Ubbo und möchte die Enterbung rückgängig machen. Nun ist Andrea Moretti am Fräulein Z. interessiert. Doch sie lehnt ihn ab. Möge er doch weiterhin der Gemahl der Adria bleiben.
Transkription, 11.335 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 106, 1. Auflage, 2024
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Der Haideschäfer.
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1871
D
er Heideschäfer Gerd hat, wie viele emsländische Schäfer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Seher-Qualitäten. Aus aktuellen Zeichen schließt er auf das Wetter oder kommende Moorbrände. Nachts schlafwandelnd erzählt er von Erkundungen, die die junge Frau Alska über ihren Verlobten einholen soll, um zu erkennen, dass dieser Mann ein Betrüger ist. Diese junge Frau, einziges noch lebendes Kind der Baronen-Familie von Langen-Beel, soll eigentlich ihren Vetter Swiethart von Langen-Neubruch heiraten, so dass der Name von Langen mit dem Besitz der Eltern nach deren Tod verbunden bleibt. Beide wollen auch die Verbindung eingehen, wobei Swiethart auch tief in Alska verliebt ist. Doch plötzlich taucht ihr als verstorben geglaubter Onkel Jürgen und später dessen bisher nicht bekannter Sohn Michael aus Russland auf. Michael wirbt um Alska, und Alska, scheinbar verliebt, missachtet die Hinweise des Schäfers und Sehers Gerd, dass Michael ein dunkles Geheimnis bewahrt. Michael und Alska heiraten und ziehen nach Italien. Swiethart, schwer getroffen, kommt nach und nach mit liebevoller Unterstützung der kleinen Sanne, Tochter des Schäfers Gerd, wieder auf die Beine. In Italien wird Michael ermordet, der Verdacht fällt auf Alska, doch es war Michaels erste Frau, von der er nie geschieden wurde. Tief getroffen kehrt Alska in das Emsland zurück und geht nach langer Zeit eine glückliche Ehe mit Swiethart ein.
Transkription, 16.159 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 93, 1. Auflage, 2022
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Der Hosenbands-Junge.
Novelle von Emmy v. Dincklage-Campe aus dem Jahr 1875
D
ie Novelle»Der Hosenbands-Junge« erzählt die Geschichte der Familie Rottmann und ihrer Auseinandersetzungen mit dem verarmten Edelmann Herrn von Tendrup, der das Recht hat, den Zehnten von den Äckern der Bauern zu erheben. Dieses Zehntrecht stellt eine ständige Quelle von Konflikten dar, insbesondere für Clas Rottmann, den reichsten und betriebsamsten Colonus der Gegend. Die Zehntzahlung war eine historische Abgabeform, bei der Bauern verpflichtet waren, einen Teil ihrer Ernte an den Grundherrn oder die Kirche abzugeben. Im 19. Jahrhundert führte diese Praxis oft zu erheblichen Spannungen, da sie als wirtschaftliche Belastung und als symbolischer Ausdruck der Abhängigkeit und Unterdrückung der Bauern empfunden wurde. Die Konflikte um die Zehntzahlung zeigen die tiefe Unzufriedenheit der Bauern und ihre Bestrebungen, sich von dieser Last zu befreien. Die Zehntzahlung führte aber nicht nur zu Konflikten zwischen Bauern und Grundherren, sondern auch innerhalb der Familien. Benedictus (Bene) gilt für seinen Vater Clas Rottmann als »Hosenbands-Junge«, weil er im übertragenen Sinn an das Hosenband seiner Mutter angekettet ist und somit nicht dem Willen seines Vaters folgt. Die Situation eskaliert, als Bene sich gegen seinen Vater und für den verarmten Zehntberechtigten Herrn von Tendrup einsetzt.
Transkription, 13.318 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 109, 1. Auflage, 2024
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Der lederne Bräutigam
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1856
F
riedrich Walther, Sohn eines reichen deutschen Großhändlers, lernt in Amsterdam Katho van der Does, Tochter einer reichen holländischen Familie kennen; beide verlieben sich ineinander. Katho ist eine junge selbstbewusste Frau, die nach dem Motto lebt: ich bin eine freie Holländerin. Doch als Friedrich bei ihren Eltern um die Hand von Katho bitten will, kommt es zum Eklat. Mynherr und Mevrouw van der Does sind stolze, konservative Holländer; jedes Leben außerhalb von Holland sehen sie als minderwertig an; und schon gar nicht wollen sie ihre Tochter mit einem Deutschen vermählen. Friedrich und Mynherr van der Does streiten schließlich darüber, ob der Deutsche Gutenberg oder der Holländer Coster der Erfinder des Buchdruckes ist. Auch Friedrich hat seinen Stolz, was Mynherr van der Does innerlich anerkennt; Friedrich erklärt, dass er binnen eines Jahres das Geschäft seines Vaters in Holland aufbauen will, um dann erneut um Kathos Hand zu werben. Doch die Zeit vergeht, Friedrich kommt nicht zurück. So willigt Katho schließlich ein, den jungen holländischen Offizier von Zabel zu heiraten und mit ihm nach Ostindien zugehen. Während der Trauung tritt Friedrich plötzlich auf; zum Entsetzen aller Holländer platzt die Trauung. Überrascht vom Selbstbewusstsein Friedrichs willigt Mynherr van der Does schließlich widerwillig in die Bindung zwischen Katho und Friedrich ein; aber sie sollen ihr Leben außerhalb der Familie van der Does führen. Mit diplomatischem Geschick und einer Finte gelingt es Friedrich schließlich doch, die Akzeptanz seiner Schwiegereltern zu erlangen.
Transkription, 21.684 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 64, 1. Auflage, 2021
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Der Schandfleck
Novelle von Emmy v. Dincklage-Campe aus dem Jahr 1875
D
ie Novelle »Der Schandfleck« handelt von der Familie des Bauern Herm-Anton ter Brüggen und den dramatischen Ereignissen, die ihr Leben prägen. Herm-Anton ist ein Vollerbe, der die Familientraditionen und das Vermögen streng verwaltet. Seine Frau verstirbt früh, hinterlässt ihm jedoch Zwillinge: einen Sohn, Hindrik, und eine Tochter, Sanne. Herm-Anton ist stolz auf Hindrik, seinen Anerben, und ignoriert weitgehend seine Tochter. Als 20-jähriger wird Hindrik zum Militärdienst einberufen, was seinem Vater überhaupt nicht gefällt: sein Sohn muss jemandem dienen! Die Handlung nimmt eine dramatische Wende, als Hindrik angeblich stirbt und Herm-Anton tief getroffen wird. Sanne, nun die einzige verbliebene Nachkommin, übernimmt eine zentrale Rolle in der Familie. Parallel dazu kommt Walter, ein junger Mann, der im Gefängnis war, ins Haus und wird wie ein Sohn aufgenommen. Walters Anwesenheit und die Enthüllung, Hindrik sitze wegen Diebstahls im Gefängnis und Walters Versuch, Hindrik zu befreien, sei gescheitert, bringen Sanne und Walter einander näher. Hindrik gilt jetzt als der Schandfleck in der Familie. Sanne und Walter entwickeln eine tiefe Verbindung, die von Schuld und der Suche nach Vergebung geprägt ist. Doch schließlich stellt sich heraus, dass Hindrik unschuldig im Gefängnis sitzt und Walter der wahre Täter ist. Walter wird verurteilt. Nach seiner Freilassung bietet Sanne Walter Unterstützung an, auch finanziell, und ermutigt ihn, nach Amerika zu gehen, um ein neues Leben zu beginnen. Trotz ihrer Liebe ist sich Sanne bewusst, dass sie als Paar aufgrund des neuen Schandflecks (Walter) in ihrer Familie keine gemeinsame Zukunft haben können. Die Novelle thematisiert zentrale Motive wie Schuld, Sühne, soziale Normen und die schwierigen Entscheidungen, die Menschen im Angesicht familiärer und gesellschaftlicher Erwartungen treffen müssen.
Transkription, 12.891 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 108, 1. Auflage, 1875
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Der Striethast
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
Di
ese Novelle spielt zu Anfang des 19. Jahrhunderts und, wie fast alle Werke von Emmy von Dincklage, im Emsland. Rolf und Anntrin kommen in ihrer Liebe zuerst nicht zusammen, weil eine unbarmherzige Patriarchin sich gegen diese Liebe wendet. Nachdem Rolf über eine Finte, eine angebliche Hexerei, eine Meinungsänderung der Patriarchin herbeiführt, lehnt Anntrin die Verbindung zu Rolf ab; lieber sei sie mit einem ehrlichen Hexer zusammen, als dass ihre Ehe auf einen Betrug fußt.
Transkription, 7.527 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 15, 1. Auflage, 2020Nach oben
Des Herrn Onkels Pflegekind
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1958.
I
m Hause des Bankiers Harden kehren der Maler Gustav und der Rittmeister von Torstedt ein und aus. Beide, sowohl der eher nachdenkliche, fast philosophische Maler als auch der weltgewandte Rittmeister scheinen um Leontine, die Tochter des Bankiers und seiner Frau aus zweiter Ehe zu werben. Auf einer Feier entdeckt Gustav das Gemälde einer jungen Frau, von der er entzückt ist, weil er in ihr eine Seelenverwandte erkennt. Harden erklärt ihm, sie sei seine Tochter Adelheid aus erster Ehe. Nachdem ihre Mutter verstarb, habe er sie, finanziell gut ausgestattet, in die Pflege ihres Onkels, einem Pfarrer, gegeben. Die Geschäfte des Bankiers laufen schlecht; und so ist die Familie von Adelheid abhängig. Dies führt in der Familie zu Spannungen. Gustav will Adelheid kennenlernen und besucht sie bei ihrem Onkel. Doch sie erscheint ihm unnahbar. Aber am Ende des Besuches deutet Adelheid an, dass sie ihn sehr mag. Schließlich besucht Adelheid ihre Familie. Es kommt zu Spannungen zwischen Adelheid und Leontine, weil beide um den Maler Gustav werben. Adelheid ist bereit, der Familie weiterhin uneingeschränkt finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, aber sie will Gustav nicht der Leontine überlassen - Vermögen kann man teilen, das Herz jedoch nicht. Wegen der Auseinandersetzungen mit Leontine kehrt Adelheid zu ihrem Onkel zurück; Gustav verlässt den Ort und wird als Maler erfolgreich. Nach einem Jahr sucht er Adelheid wieder bei ihrem Onkel auf; endlich finden beide zueinander.
Transkription, 10.037 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 65, 1. Auflage, 2021
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Die Bienenkönigin
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
M
agdalena Wittfeld, geb. van Steen, verwitwete Frau des Bürgermeisters Wittfeld, wird im Volksmund „Die Bienenkönigin“ gerufen, weil der Balkonvorbau ihres Hauses an einen Bienenkorb erinnert. Sie selbst ist eine herrische, herrschsüchtige Frau, die ihren Stiefsohn Josef, ihre Tochter Lisette und ihre Enkelin Agnes zur Unterwürfigkeit zwingt. Als ihr leiblicher Sohn und Liebling Amandus stirbt, taucht plötzlich der unbekannter Enkel Daniele aus Italien auf, der Anspruch auf das gesamte Familienerbe der Wittfelds erhebt. Agnes und Daniele verlieben sich ineinander. Doch ihre Großmutter spinnt eine Intrige dagegen, in deren Folge Agnes stirbt und der Großmutter nachgewiesen wird, dass sie ihre zweite Ehe unrechtmäßig eingegangen ist und somit keinen Anspruch auf das Wittfeldsche Vermögen hat. Daniele ist zwar rechtmäßiger Eigentümer des Wittfeldschen Vermögens, verlässt aber in tiefer Trauer um Agnes das Emsland und kehrt nach Italien zurück. „Die Bienenkönigin“ muss das Wittfeldsche Anwesen verlassen und verbringt ihren Lebensabend mit ihrer Tochter Lisette, die unter diesen Umständen förmlich aufblüht.
Transkription, 13.148 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 59, 1. Auflage, 2020Nach oben
Die Burgmannshöfe
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
E
in Burgmannshof oder Burgmannenhof bzw. Burgmannenhaus wurde vom jeweiligen Burgherrn oder Landesherrn in Städten mit Festungscharakter auf oder neben größeren Burgen des Hochadels oder königlichen Burgen als Wohnsitz eines niederadligen Burgmannes oder einer Burgmannenfamilie angelegt. In der Stadt H. gab es zwei Burgmannshöfe, den der Scharpeborgs und den der Kohbergs. Hervorgegangen sind sie aus einem Streit zweier Kohberg-Brüder; einer der Brüder verließ den Kohberg und gründete den Scharpeborg. Eines Tages wurde der Kohberghof von der eingeheirateten Familie Backer unrechtmäßig übernommen. Von da an lastete ein Fluch auf den Kohberghof. Die letzte verbliebene Kohberg-Frau Thekla musste auf ihren eigenen Hof als Magd arbeiten. Doch sie erkannte, dass es in ihrer Macht lag, den Fluch zu beenden und den Kohberhof bzw. das mit dem Hof verbundene Vermögen wieder in die Kohberg- und Schapeborg-Familie zurückzuführen. „Recht bleibt Recht“ ist Theklas Lebenssinn. Und für ihre Recht auf den Kohberghof ist sie bereit, auf ein glückliches Leben mit ihrem Vetter aus dem Scharpeborg-Hof zu verzichten.
Transkription, 13.417 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 60, 1. Auflage, 2020
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Die fünfte Frau
Roman von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
T
alle Sloothof wächst in ärmlichen Verhältnissen im Emsland an der holländischen Grenze auf. Als 12-jähriges Mädchen beobachtet sie, wie drei Männer eine Kassette mit Dokumenten, die die Erbreihenfolge im Hause des Barons Kurt von Brunold regeln und die sie vom Baron gestohlen hatten, an einem Grenzpfahl vergraben. Talle gräbt diese Kassette aus und versteckt sie. Dadurch gerät sie in einen Strudel von Intrigen, Verfolgung und Bedrohung, weil alle Beteiligten ahnen, dass Talle im Besitz der Kassette, also des Schlüssels zur Erbfolge im Hause Brunold ist. Auch stellt sich die Frage: wer wird die fünfte Frau des Barons Kurt von Brunold; und welchen Einfluss wird diese Frau auf die Erbfolge haben. Kurt von Brunhold ist vierfacher Witwer; zwei Schwiegermütter, zwei Töchter und eine Schwägerin leben in seinem Umfeld. Ein Halbbruder, getrieben von seiner uralten Mutter, versucht, über den Diebstahl der Dokumente die Erbfolge für sich zu beeinflussen. Eine mit ihrem Sohn in Ungarn lebende Frau wird von Kurt von Brunold finanziell unterstützt, weil sie illegal mit einem von Brunold verheiratet war. In all diese Familienangelegenheiten stürzt Talle von Sloothoff hinein, mittlerweile eine selbstbewusste junge Frau. Auf ihre eigenwillige Art schafft sie es, wieder den Frieden in der Familie von Brunold herzustellen und wird schließlich die akzeptierte und glückliche fünfte Frau des Barons Kurt von Brunold.
Transkription, 90.796 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 101, 1. Auflage, 2024
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Die historische und culturhistorische Anekdote vor 220 Jahren
Essay von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1865
B
asis dieses Essays ist das Werk „Teutsche Apophthegmata das ist Der Teutschen Scharfsinnige kluge Sprüche“ des Humanisten Johann Leonhard Weidner (* 11. November 1588 in Ottersheim; † 5. Februar 1655) aus dem Jahr 1655. Ein Apophthegma ist die griechische und heutige literaturwissenschaftliche Bezeichnung für einen in Prosaform gehaltenen Denkspruch oder treffend formulierten Ausspruch, dessen ursprünglicher Anlass und dessen Sprecher mit erwähnt werden. Ein Apophthegma ist also zweigeteilt; einerseits nennt es den Situationsbezug bzw. Anlass (occasio) und andererseits bringt es die in diesem Zusammenhang erfolgte Äußerung (sententia). Aus diesem Werk zitiert Emmy von Dincklage einige Sprüche in ihrem jeweiligen geschichtlichen Kontext und stellt sie als Anekdoten dar. In ihrer Einleitung bemängelt sie, dass die Anekdote in der damaligen Literatur überhaupt keine Rolle spielte. Es geht ihr dabei nicht um eine literaturwissenschaftliche Aufarbeitung der Anekdote, sondern vielmehr darum, dass man über die Verwendung von Anekdoten in Romanen und Novellen sehr wohl die charakterlichen Eigenschaften der handelnden Personen scharfsinnig, humoristisch, aber auch nachdenklich zeichnen kann. Emmy von Dincklage setzt dieses Werkzeug sehr feinfühlig und zielorientiert in ihren Werken ein.
Transkription, 3.703 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 92, 1. Auflage, 2022
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Die Ohmsager von Poggendiek
Eine Novelle über menschliche und familiäre Schicksale aus dem jähr 1873.
D
er Bauer Jakob „Coe“ Poggendiek lässt das Leben schleifen, nachdem seine Jugendliebe Maria-Angela mit einem anderen durchgebrannt ist und dann auch noch seine Verwandtschaft an Typhus verstarb. Doch die Liebe und Verantwortung zu seinem Neffen, den er aufzieht, und die Suche nach seiner Jugendliebe sind sein Lebenselixier. Schließlich findet sich eine heruntergekommene und geistig verwirrte Maria-Angela wieder bei ihm ein und erzählt, dass ihr Mann ihre gemeinsame Tochter verkauft hat. Coe begibt sich auf die Suche nach dem Mädchen, findet sie, und nimmt sie bei sich zu Hause als „Nichte“ auf.
Ohm ist die Kurzform der veralteten Bezeichnung Oheim für Onkel. Neffen und Nichten sind die Ohmsager, weil sie zu ihrem Onkel Ohm sagen.
Transkription, 8.859 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 57, 1. Auflage, 2020
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Die quade Grethe
Eine Novelle über Liebe und verratene Liebe, Boshaftigkeit und familiäre Verbundenheit aus dem Jahr 1872.
M
argarete - ein junges Mädchen in einem Bauerndorf - wird aufgrund ihres boshaften und frechen Verhaltens auch quade Grethe gerufen. Ihre Lebenseinstellung unterstreicht ihre Charakterzüge: „Unfrieden muß sein, wie der Sturm sein muß und die Mücken und alles Schlimme.“
Grethe ist verliebt in Jan Witte. Doch die Eltern der beiden sind Feinde. Jans Eltern stehen in Schuld bei Grethes Eltern. Darüber ist Jans Vater verbittert und Jans Mutter wird deshalb schwer krank. Jan selbst möchte Priester werden. Doch Grethe spielt ihre boshaften Spiele, um Jan im heimischen Dorf zu halten. In ihren Schachzügen bindet sie auch Casper, ein Sohn aus einer reichen Familie, ein und spielt Jan und Casper gegeneinander aus. Jan geht schließlich doch als Priester nach Amerika. Grethe wiederum heiratet Casper, obwohl sie ihn nicht liebt. Tief enttäuscht, dass sie ihren Jan nicht an sich binden kann, rächt sie sich an Jan und Casper.
Transkription, 10.232 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 20, 1. Auflage, 2020
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Die Schule des Herzens
Roman von E. v. Dincklage-Campe aus dem Jahr 1876
De
r Deutsch-Italiener Giambattista Renner wächst von früher Kindheit an bei seinen Pflegeeltern, dem Gutspächterehepaar Renner, in Deutschland auf. Als junger Mann durchläuft Giambattista die Schule des Herzens. Die Ehe seiner Eltern ist gestört, ebenso die Ehe des gräflichen Ehepaares Brünne, die ein Gut an seine Eltern verpachtet hatten. Doch Giambattista unterhält zu allen eine freundliche und vertrauliche Beziehung, so auch zur Komtess Ursula Brünne. Schließlich reist er nach Florenz, um seine Eltern und Geschwister endlich kennenzulernen. Doch auch hier trifft er wieder auf gestörte Beziehungen und nicht einfache Geschwister. Schließlich lernt er in Florenz die junge französische Marquise Caton von Fonlieu kennen, eine reiche und attraktive Wittwe. Vertraulich erfährt Giambattista, dass die junge Caton ihren sehr alten Ehemann in Frankreich ermordete. Nun genießt sie in Florenz das Leben. Auch bewerben sich ein weiterer Deutscher sowie ein englischer Adeliger um die Heirat mit der Marquise, wobei es sogar zu einem Duell kommt. Caton und Giambattista gehen schließlich eine Beziehung ein und wollen heiraten. Sie fahren nach Deutschland, um Giambattistas Pflegeeltern in ihre Pläne einzubinden. Doch in Deutschland kommt es zu einem Eklat wegen der Vergangenheit von Caton; sie lässt ihre Hochzeit platzen und flieht. Der tief gekränkte Giambattista verbleibt bei seinen Pflegeeltern und erkennt schließlich seine wahre Liebe zur Gräfinnentochter Ursula. So durchlief er in wenigen Monaten erfolgreich die Schule des Herzens mit vielen Erkenntnissen über Glück und Unglück in der Liebe, aus eigenen Erfahrungen und aus den Erlebnissen seiner Bekannten und Verwandten.
Transkription, 103.468 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 116, 1. Auflage, 2024
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Die schwarzen Jungfern
Novelle aus dem Jahr 1871
D
ie „schwarzen Jungfern“ sind die Schwestern Zoe und Julie Dupont, die als Kinder in der grausamen Zeit der Französischen Revolution erleben mussten, wie ihr Vater ihre Mutter ermordete. Bevor auch ihnen das Schicksal drohte, kamen sie in die Schweiz und wurden dort im Sinne der Aufklärung erzogen. Nachdem Julie den aus England stammenden Mr. Guilford heiratete und schwanger wurde, ließ sie sich scheiden und zog mit ihrer Schwester und ihrer Tochter Felicie nach Deutschland auf ein Gut am Rhein. Als Nicht-Christen, als Angehörige keiner Religion werden sie dort als die „schwarzen Jungfern“ bezeichnet. Jahre später kauft Baron Albert von den Schwestern das Gut und lernt dabei auch die unglückliche, scheinbar geisteskranke, heute würde man sagen depressive Felicie kennen. Schnell erkennt er, dass Felicie darunter leidet, keine wahre Elternliebe im Sinne des Christentums erfahren zu haben. Albert setzt sich für Felicie ein, kontaktiert ihren Vater, erfährt dass dieser neu geheiratet und 5 Kinder hat, unter anderem die Tochter Florence, eine Quäkerin. Felicie und Florence lernen sich kennen und Florence verzichtet sogar auf eine Ehe, um ihrer Halbschwester Felicie zu helfen. Jahre später erfährt Albert, dass Felicie über Florence als Quäkerin in das Leben zurückgefunden hat. Dankbar für die neu entbrannte töchterliche Liebe haben auch die schwarzen Jungfern ihre Lebenseinstellung geändert.
Transkription, 10.322 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 95, 1. Auflage, 2023
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Die Seelen der Hallas
Roman von E. von Dincklage aus dem Jahr 1879
Der 
Roman "Die Seelen der Hallas" wurde 1879 veröffentlicht, einige Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871, der im Hintergrund immer wieder zutage tritt. Er spielt in einer mysteriösen, fast schon geisterhaften Umgebung und behandelt Themen wie Tradition, Ehre, und die Bürde des Adels. Die Handlung kreist um eine adlige Familie, die Hallas, deren Mitglieder von ihrer Vergangenheit und ihren Pflichten gegenüber dem Familienerbe verfolgt werden. Im Zentrum steht Candide, eine junge Gräfin, die in einem verfallenden Schloss lebt und sich trotz ihres jungen Alters ihrer Verantwortung bewusst ist. Die Geschichte beginnt mit unheimlichen Vorkommnissen in der Totenkapelle der Familie, was die düstere und bedrohliche Atmosphäre des Romans unterstreicht. Candide ist entschlossen, die Ehre ihrer Familie zu wahren, während ihr Cousin Wilbrand versucht, sich durch moderne, oft unmoralische Mittel, den familiären Verpflichtungen zu entziehen. Der Roman thematisiert die Konflikte zwischen Tradition und Moderne, Pflichtgefühl und Selbstverwirklichung, sowie die unheimlichen und übernatürlichen Elemente, die das Leben der Charaktere beeinflussen. Durch die detaillierte Beschreibung der Figuren und ihrer inneren Kämpfe zeichnet Emmy von Dincklage ein Bild einer Gesellschaft, die mit dem Übergang in eine neue Zeit kämpft, in der die alten Werte immer weniger Bedeutung haben.
Transkription, 46.830 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 110, 1. Auflage, 2024
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Die Ungleichen
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
El
eonore, eine 42-jährige norddeutsche, erfolgreiche Schriftstellerin, schreckt lange Zeit vor einer Beziehung mit dem 31 Jahre alten ungarischen Schriftsteller Geza, der noch Lebens- und Schaffenskraft sammeln muss, zurück. Sie empfindet sich und Geza als zu »ungleich«. Doch schließlich willigt sie in die Ehe ein. Als die Ehe auf eine Zerreißprobe gestellt wird, sieht Eleonore zur Rettung der Ehe nur die Möglichkeit, ihren Geza zu verlassen. Geza durchläuft einen Läuterungsprozess, in dem er altert, aber auch als Schriftsteller erfolgreich wird. Schließlich erkennt er, dass er nur mit seiner wahren Liebe - Eleonore - glücklich werden kann. Denn nach der schweren Zeit sind aus den beiden »Ungleichen« zwei »Gleiche« geworden.
Transkription, 11.461 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 42, 1. Auflage, 2020
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Die Wiedergeher
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1872
I
n dieser Tragödie charakterisiert von Dincklage die handelnden Personen durch biblische Gestalten und legt den Kern der Handlung in den nicht-christlichen Mythos der Wiedergeher, der Untoten, die im Grab keine Ruhe finden und als Gespenstererscheinung Angst und Schrecken verbreiten.
In einem Beziehungsdrama zwischen Steffen / Marianne auf der einen Seite und Clas / Thekla auf der anderen Seite erschlägt der nicht besonders christliche, aber vermögende Bauer Steffen den gottesfürchtigen Zimmerer Clas. Aufgrund einer nächtlichen Gespenstererscheinung mit dem toten Clas als Wiedergeher grämt Marianne sich zu Tode - sie fühlt sich für den Tod von Clas verantwortlich. Doch auch Marianne kommt von den Toten zurück. Schließlich wirkt sie auf ihren Ehemann Steffen ein, Verantwortung für seine Gräueltat zu übernehmen.
Transkription, 8.666 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 46, 1. Auflage, 2020
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Die zehnte Muse
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
Di
e neun griechischen Musen, jeder werden als griechischer Göttin Eigenschaften und Zuständigkeiten aus den Künsten und der Wissenschaft zugeschrieben, werden in dieser Novelle von neun jungen Frauen dargestellt, die sich anlässlich des Geburtstages der Justizrätin Reiting in derem Haus zu einer Aufführung einfinden - neun junge Frauen, die das bequeme Leben in der Stadt genießen. Gast ist auch der junge Willbrecht von Flor, der als Waise bei seiner Taufpatin aufwächst, von dieser als weltfremder Knabe mit künstlerischem Anspruch erzogen wird, und der von dem „idealisierten Weibe“ träumt. Eigentlich ist er Angelika versprochen, der Tochter der Justizrätin Reiting. Doch auf der Geburtstagsfeier erfährt Willbrecht die Geschichte über Anna Lene, Freiin von Pranken. Sofort beginnt er von ihr als zehnter Muse zu schwärmen und sucht sie tags darauf auf ihrem Hof an der Ems auf. Hier erlebt er, wie Anna Lene als selbstbewusste Frau ihr Leben einsetzt, um den Durchbruch eines Deiches beim einem Emshochwasser zu verhindern. Willbrecht ändert seine ganze Lebenseinstellung, entwickelt sich zu einem selbstbewussten Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht, und kann so schließlich Anna Lene für sein Herz gewinnen.
Transkription, 13.034 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 46, 1. Auflage, 2020
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Durch die Zeitung
Zweibändiger Roman von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1871
I
n diesem Doppelroman legt E. v. Dincklage den Schwerpunkt auf die Wandelbarkeit des menschlichen Fühlens und Wollens. Dabei geht sie der Frage nach: wird Liebe getrieben von der Suche nach dem idealen Partner? Und wenn ja, wie unterscheiden sich von Mensch zu Mensch die Anforderungen an den idealen Partner? Oder bedeutet Liebe nichts anderes als den anderen glücklich zu machen? Geschickt beschreibt E. v. Dincklage die unterschiedlichen Charakteren der Hauptdarsteller mit ihren unterschiedlichen ideellen Anforderungen an den Mitmenschen. Nie verurteilt sie in ihren emotionalen und psychischen Beschreibungen eine der handelnden Personen, sondern überlässt dieses Urteil dem Leser selbst.
Die Herren Bruck, Lunzer und Soltau, alle drei verliebt in Helene von Hall, starten einen spaßhaften Versuch, eine heiratswillige junge Frau auf Basis ideeller und nicht materieller Werte zu finden. Überraschenderweise gelingt der Versuch, Eva von Ankerberg meldet sich auf eine Zeitungsannonce. Und damit beginnt die Geschichte um Wolf von Hall, der von Helene von Hall, seiner Ehefrau, und von Martina von Hall, seiner Cousine, geliebt wird und der auch beide Frauen liebt. Martina und Helene hassen sich deshalb, worauf Wolf flieht und unauffindbar bleibt. Zufälligerweise ist die junge Eva von Ankerberg auch noch die Nichte von Martina von Hall. Die Herren Bruck, Lunzer, Soltau und Lichtner schwanken in ihren Gefühlen für diese Frauen hin und her; umgekehrt gilt das Gleiche für die Frauen. Der miteinander verständnisvolle Umgang führt schließlich dazu, dass Wolf von Hall gesucht wird und wieder zurückkehrt. Auch die emotionalen und psychischen Störungen finden ihr Ende; die Beteiligten gehen liebevolle Beziehungen ein oder sehen in ihren Berufen ihre Lebenserfüllung.
Transkription, 89.584 Wörter, Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 99
1. Auflage, 2023
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Ein alter Name
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1871
He
ktor und Gregor von Harden sind die letzten Vertreter einer alten Grafenfamilie. Die Familie von Harden ist zunehmend verarmt und die Hardenburg hoch verschuldet, auch aufgrund falschen Grafen-Stolzes Hektors von Harden. So sucht Hektor eine Frau nicht nur aus Liebe, sondern auch, um den alten Namen Harden finanziell zu retten und über Kinder fortleben zu lassen. Hektor und Gregor werben beide um die Baronesse Hildegard. Doch aufgrund Hektors falschem Stolz fordert Hildegard Hektor zu einem Pistolenduell auf, in dem sie sich selbst anschießt und sich schließlich für Gregor entscheidet. Aus der Ehe entspringt ein Sohn, der in jungen Jahren verstirbt, ebenso wird auch Hildegard bald Witwe. Hektor ist weiter auf der Suche nach einer reichen Frau, die er schließlich in der Müllerstochter Rosalie findet. Doch nach 10 Jahren scheitert auch diese Ehe, als der Sohn in einem Wassergraben ertrinkt und Hektor zunehmend unter Depressionen leidet, weil er vom Reichttum seiner Frau abhängig ist. Schließlich kehrt Hektor zu seiner verwitweten Schwägerin Hildegard zurück. Hildegard hilft ihm, wieder auf die Füße zu kommen. Hektor sieht schließlich ein, dass ein alter Name in Ehre und Würde zu halten ist; überheblicher falscher Grafenstolz richtet ihn zu Grunde. Und so bleiben Hektor und Hildegard in tiefer Freundschaft verbunden und führen ein glückliches Leben.
Transkription, 16.228 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 91, 1. Auflage, 2022
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Ein Friese
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1861
D
er zehnjähriger Peter Claasen verbringt mehrere Tage auf einem Deich im dreckigsten Novemberwetter beim Leichnam seines Vaters, der bei einem Schiffsunglück zu Tode kam. Als Kuhhirt kommt er schließlich bei dem reichsten Mann der Umgebung unter und lernt dort das junge Mädchen Henny Herd kennen. In einer Auseinandersetzung mit seinem neuen Herrn schleudert Peter eine Feuerkieke auf diesen und flieht. Einige Jahre arbeitet er nun als Jagerjunge; auf einem Treidelweg der Ems zieht er mit einem Pferd Schiffe stromauf- und abwärts. Schließlich lernt er Rosalie und Ihren Vater kennen, die mit einer Kunstreiterstaffel durch die Landschaft ziehen. Peter schließt sich ihnen an und die Staffel feiert mit Peter große Erfolge in Amerika. Rosalie liebt Peter und möchte seine Liebe gewinnen. Dabei begeht sie einen Fehler, sie will ihn eifersüchtig machen. Peter, zutiefst enttäuscht, verlässt fluchtartig Rosalie und die Reiterstaffel. Jahre später kehrt Peter als erfolgreicher Geschäftsmann aus Amerika zurück und verliebt sich in Ines von Dedel, Tochter aus einer reichen Familie. Doch auch diese Verbindung kommt nicht zustande, weil Peter zufällig Henny Herd wieder trifft, die ein einsames Dasein fristet. Erst jetzt erfährt Peter, dass er Henny schwer verletzte, als er als Junge die Feuerkieke auf seinen damaligen Herrn warf. Peter entscheidet sich für ein gemeinsames Leben mit Henny. Jahrzehnte später trifft Peter Ines wieder und erklärt ihr seine damalige Entscheidung: »Ich gab mein Lebensglück, das ich opferte für ein fremdes Glück, welches ich zerstört hatte — ich mußte so handeln!«
Transkription, 4.986 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 84, 1. Auflage, 2022
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Flinthert.
Novelle von Emmy v. Dincklage-Campe aus dem Jahr 1875
D
ie Novelle »Flinthert« von Emmy von Dincklage spielt im Hümmling im Norden des Emslandes. Die Bewohner dieses Gebiets unterscheiden sich in Gestalt, Sitten, Sprache und Lebensweise erheblich von ihren Nachbarn am Flussufer der Ems. Die Handlung beginnt mit der Hochzeit von Aleida (Aleid) Gruber und Eberhard (Evert) Korff. Evert ist ein einfacher Mann, der seine Frau Aleid nicht aus freier Wahl, sondern wegen der Umstände und ihrer verstorbenen Schwester geheiratet hat. Aleid hat von Geburt an einen verkrüppelten, schiefen Körper. Sie ist »unfreundlich wie ein Dachshund«, eine »unbarmherzige Eule«, »hebt ihre Hand gegen Vater und Mutter, die Menschen sind ihr alle wie Staub, einer wie der andere, sie kennt kein Erbarmen«. Deshalb wird Aleid von allen »Flinthert« (steinernes Herz) gerufen. Da Evert lange Zeit in Holland arbeitet, erfährt er wenig über Aleids Leben und schon gar nichts über sein zweites Kind mit Aleid, einem Sohn. Erst als Aleid mit ihrem Sohn unerwartet verschwindet und Evert ihr folgt, erkennt er das Leiden und den Schmerz, den Aleid lange Zeit still ertragen hat. Aleid befürchtet auch, dass ihr Leiden, der Fluch der Mitmenschen über verkrüppelte Menschen, auf ihren Sohn übertragen wird; denn das kleine Kind kann nicht die Augen schließen, auch nicht im Schlaf. In einem bewegenden Moment der Aussprache gestehen sich Aleid und Evert ihre Gefühle und Evert verspricht, Aleid zu unterstützen und ihre Last mitzutragen. Diese Entwicklung bringt die beiden einander näher und zeigt die Kraft der Liebe und des gegenseitigen Verständnisses. Die Novelle bietet einen tiefen Einblick in das Leben und die Herausforderungen der Menschen im Emsland und vermittelt eine universelle Botschaft über die Kraft der Liebe und des Mitgefühls.
Transkription, 7.972 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 108, 1. Auflage, 2024
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Friesische Köpfe
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1860
D
er überwiegende Teil der Novelle spielt im Jahr 1813. Der reiche Plaatzebesitzer Abel Kortefent (eine Plaatze ist in Friesland eine Siedlungsstätte im Moor) hat in seinem Haus den verletzten Rittmeister von Rohrdack aufgenommen. Abels Tochter Leyda und der Rittmeister freunden sich an. Leyda erzählt mit Stolz dem Rittmeister aus der friesischen Geschichte, beginnend mit dem Häuptling Enno Cirksena (* um 1380; † um 1450). Dabei zieht sie Vergleiche der historischen friesischen Köpfe mit dem gegenwärtigen König Friedrich (Friedrich Wilhelm III.; 1464-1744 regierte das Haus Cirksensa in Friesland. 1744 verlor die Grafschaft ihre Unabhängigkeit und fiel an Preußen). Leidenschaftlich erklärt Leyda dem Rittmeister, daß die historischen friesischen Köpfe - anders als König Friedrich - Friesland entwickelten und sich für die Friesen einsetzten. Im Laufe der Zeit verlieben sich Leyda und Rohrdack ineinander. Doch Leydas Vater - ein erzkonservativer Friese - ist strikt gegen die Bindung. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Stolz als Friesin, ihrer Loyalität gegenüber ihrem Vater und ihrer Liebe zu Rohrdack kommt es bei der Hochzeit zum Eklat: Leyda sagt „Nein“. Sie verspricht ihrem Vater, den Rittmeister nie wiederzusehen, und dem Rittmeister, nie einen anderen zu heiraten. 17 Jahre später lebt Leyda mittlerweile allein in der Stadt Norden in 2 Häusern. In einem der Häuser ziehen zwei Kriegsversehrte ein, einer stirbt bald, der zweite, Bastian, wird weitere 17 Jahre von Leydas Magd versorgt. Auch Leyda ist ein echter friesischer Kopf und hält bis zu ihrem Tode ihre gegebenen Versprechungen ein: sie begegnet Bastian nicht. Über das Ende hinaus bleibt offen, ob Bastian und Rittmeister von Rohrdack dieselbe Person sind.
Transkription, 18.892 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 82, 1. Auflage, 2022
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Gedichte
Gedichte und Aphorismen von Emmy von Dincklage aus den Jahren 1854, 1855 und 1861
E
mmy von Dincklage ist bekannt für ihre Novellen und Romane über das Emsland und über Friesland. Weniger bekannt sind ihre Gedichte und Sprüche. In dieser Ausgabe sind, soweit vollständig recherchiert, alle jemals veröffentlichten Gedichte und Sprüche aufgeführt. Besonders hervorzuheben sind dabei auch die in plattdeutsch verfassten Gedichte, die unter dem Titel „Mundart von Lathen und der Umgebung im Königreich Hannover.“ von Johannes Matthias Firmenich veröffentlicht wurden.
Als Quellen dienten:
- Deutscher Musen-Almanach für das Jahr 1854, Seiten 102-106, Herausgeber: O. F. Gruppe; Verlag von Georg Reimer, Berlin
- Germaniens Völkerstimmen, Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Mährchen, Volksliedern u. s. w.; Dritter Band, Seiten 488-493, Herausgeber: Johannes Matthias Firmenich; Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung; Berlin; 1854
- Deutscher Musen-Almanach für das Jahr 1855, Seiten 133-141, Herausgeber: O. F. Gruppe; Verlag von Georg Reimer, Berlin
- Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1861, 3. Folge, 1. Band, Seiten 436 und 456, Herausgeber: Karl Gutzkow, Verlag: F. A. Brockhaus, Leipzig
Transkription, 4.708 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 85, 1. Auflage, 2022
Nach obenGewonnen und verloren.
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1878
Di
e Novelle »Gewonnen und verloren« erzählt die Geschichte der jungen Malerin Leokadie (»Lidy«) und ihres kranken Bruders Eduard, die sich zur Erholung an der Riviera in Italien aufhalten. Während Lidy sich um ihren kränklichen Bruder kümmert, lernt sie den charmanten, aber einfachen Finanzwächter Giuseppe (Beppo) kennen, der sich in sie verliebt. Lidy, die ihrem Bruder versprochen hat, sich um ihn zu kümmern, gerät in ein emotionales Dilemma, da Eduard sich zunehmend zu der jungen Italienerin Semira hingezogen fühlt. Eduards Gesundheit verbessert sich, und er entwickelt Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit Semira, während Lidy selbst zwischen ihrer aufkeimenden Zuneigung zu Beppo und ihrer Verantwortung gegenüber ihrem Bruder hin- und hergerissen ist. Am Ende der Novelle erreicht die emotionale Spannung ihren Höhepunkt, als Lidy erkennen muss, dass sie zwischen ihrer familiären Pflicht und ihren eigenen Gefühlen entscheiden muss. Die Novelle endet mit einer Reflexion über Opferbereitschaft, Liebe und die unerwarteten Wendungen des Lebens.
Transkription, 9.833 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 105, 1. Auflage, 2024
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»Hochgeboren«
Roman von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1869
H
ilkhea, Tochter einer spanischen Frau und eines friesischen Schiffers, wird auf einem Leuchtturm auf einer ostfriesischen Insel geboren. Ihre Mutter verstirbt früh und ihr Vater ist als Schiffer unterwegs. So verbringt Hilkhea die ersten Lebensjahre bei ihrem Opa, dem Leuchtturmwärter. Als auch dieser verstirbt, wird sie versteigert und kommt als Adoptivtochter in eine gräfliche Familie, wo sie als puppengleiche Spielgefährtin für den gräflichen Sohn dient. Weiter geht ihre Reise als junges Mädchen zur Baronin Ada von Rodem-Greifenkorn; zum ersten Mal in ihrem Leben erfährt sie eine Akzeptanz, weil sie sich liebevoll um die blinde Tochter der Baronin kümmert, und weil sie über ihren Vater vermögend ist. Doch aufgrund ihres Lebensweges ist Hilkhea trotzig und selbstbewusst; die standesgemäßen Unterschiede zum Adel lässt sie nicht gelten. Wenn der Adel hochgeboren ist, dann ist sie erst recht hochgeboren, weil sie hoch oben auf einem Leuchtturm geboren wurde. So kommt es immer wieder zu Spannungen auch mit ihrer Freundin Lucie von Totter.
Schon als junges Mädchen verbindet eine innige Liebe Hilkhea Hayo-Espada mit Aydolt ten Walle. Als Hilkhea als junges Mädchen von Stieftante und Stiefonkel beraubt wird, tötet Aydolt in einem Streit ihren Onkel und wird deshalb zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Gefängnis erkrankt Aydolt schwer. Dies hält beide jedoch nicht davon ab zu heiraten; und schließlich kommt Aydolt wieder frei. Mit ihrem Vermögen kaufen sie sich einen Hof in der Nähe der Baronin von Rodem und ihrer Freundin Lucie von Totter. Endlich können Hilkhea und Aydolt ein friedvolles Leben führen und auch ihre Freundschaft zu den adeligen Familien pflegen.
Transkription, 49.861 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 62, 1. Auflage, 2022
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Ihr eigener Herr
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1872
L
ena Bredenbeck, als junges Mädchen früh verwaist, führt als 30-jährige Bäuerin ihren großen Hof sehr erfolgreich. Sie lässt sich nicht in ihr Leben und ihren Bauernhof von anderen hereinreden - sie ist, mit einer gehörigen Portion Arroganz, ihr eigener Herr. Selbst ihren Bräutigam Matthes wählt sie mehr nach Rationalität als nach Gefühl aus.
Als kriegsgefangene Franzosen im Emsland stationiert werden, verliebt sie sich Hals über Kopf in den Türken Mahomed ben Ali, der zu den Franzosen gehört; das Gerücht besagt, er sei ein afrikanischer Prinz. Doch Mahomed macht allen Frauen schöne Augen, so auch Lenas Magd Femi. Matthes, Lenas, Bräutigam, ist wiederum auch in Femi verliebt. Als Lena dies alles erkennt, auch, dass Femi als Magd glücklicher, lebenslustiger und freier ist als sie selbst, überdenkt sie ihre Lebenseinstellung. Schließlich gibt sie ihren Bräutigam Matthes für Femi frei, anerkennt Femi als Tochter und führt Femie und Matthes zum Glück. Lena erkennt: „Ja, ja! commandiren konnte ich schon, aber Andere beglücken und mich lieben lassen, das lerne ich jetzt, und das ist besser, als sein eigener Herr sein!“
Transkription, 10.538 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 53, 1. Auflage, 2020
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In dreifachen Banden
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
Ad
rienne Rohrdorff lernt in Mailand den jungen Leutnant Felice Porro kennen, der sich unsterblich in Adrienne verliebt. Doch Felice kann Adriennes Herz nicht erobern, da es bereits an einen anderen namens Victor vergeben ist. Victor wiederum kann sich nicht zu Adrienne bekennen; die Gründe bleiben im Unklaren, doch Emmy von Dincklage deutet an, dass es sich bei Victor um König Victor Emanuel aus dem Haus Savoyen handelt, der von 1849 bis 1861 König von Sardinien-Piemont war. Die Farbe „blau“ des Hauses Savoyen spielt in dieser Novelle eine wichtige Rolle.
In ihrer unglücklichen Liebe zu Victor ist Adrienne über die Freundschaft zu Felice hoch erfreut. Ihre Bande zu Victor zerreißt. Doch schließlich erfährt Felice, dass Adrienne mit einem Österreicher verheiratet ist, einem Betrüger, der im Gefängnis verstirbt. So zerreißt auch dieses zweite Band und Adrienne kann endlich mit Felice eine Bindung eingehen, dem dritten Band in dieser Novelle.
Transkription, 10.422 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 47, 1. Auflage, 2020
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Lütke Lü
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1872
Hu
moristisch-satirisch erzählt Emmy von Dincklage die Geschichte des Sievert Jansen, der bei seiner Großmutter in einem emsländischen Dorf aufwächst. Als er bei einer Hochzeit das Auftreten eines Schneiders als Zeremonienmeister erlebt, wächst auch in ihm der Wunsch, Schneider zu werden, in die Welt hinauszuziehen und als Berühmtheit in den Zeitungen erwähnt zu werden. Doch vorher gräbt er noch in der Heide eine alte Tonpfeife aus, eine Hinterlassenschaft der lütke Lü, der kleinen Leute oder Erdgeister, welche früher sichtbar umher wandelten, jetzt aber verborgen leben und nur Bevorzugten mitunter ein Zeichen ihrer Existenz zukommen lassen; damit werden die lütke Lü die Schutzgeister des jungen Sievert.
Sievert wird Schneider, zieht hinaus in die Welt, kommt zurück und heiratet die junge Wübke. Nach der Geburt von sechs Mädchen wird auch endlich der Junge Gerhadus geboren, allerdings sehr kleinwüchsig. Sievert, ein Phantast, verlässt mit Gerhardus seine Familie und lebt seinen Jugendtraum in seinem Sohn aus, ein berühmter Schneider zu sein; allerdings ist er nur ein Gaukler, der mit Gerhardus auf Jahrmärkten auftritt.
Gerhardus wird krank und stirbt, und Sievert kehrt mittellos nach Hause zurück. Dort hat seine Frau mittlerweile den Bauernhof erfolgreich geführt. Doch Sievert, der sich für die Landwirtschaft nicht begeistern kann, wird - Totengräber.
Wie heißt es zum Schluss in dieser Novelle: Solche Naturen sind die Molltonleitern in der großen Schöpfungsharmonie, die immer anders zurückkommen, als sie gingen.
Gemeinfreies Werk, 8.622 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 52, 1. Auflage, 2020
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Püntjer Dörken
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
H
einrich Maibaum und Moor wächst bei seinem Vater, einem Essigfabrikantem mit einem freudlosen kalten Wesen auf. Als Juniorchef auf Reisen entdeckt Heinrich in einer Kirche ein Gemälde, in der in der christlichen Darstellung die Personen mit reellen Personen aus dem Dorf abgebildet sind. Eine junge Frau auf diesem Gemälde fasziniert ihn: Püntjer Dörken. Diesen Spitznamen erhielt Dörken, weil sie heillos verliebt war in Püntjer Manns, einem Ems-Schiffer, der in den flachen Emsbooten, den Pünten unterwegs war. Nach diesen Booten werden die Schiffer als Püntjer bezeichnet. Heinrich ist in seinem Heimatdorf mit Elise Grütter zusammen und will sie auch heiraten. Sein mißmutiger Vater ist gegen jede Heirat, da er in jungen Jahren von seiner hübschen und lebenslustigen Frau nach der Geburt von Heinrich wegen eines anderen Mannes verlassen wurde; schließlich willigt er doch in die Hochzeit ein. Daraufhin baut Heinrich in der Nachbarschaft ein Haus. In dieser Zeit lernt Heinrich die junge Jenny kennen und verliebt sich in sie; die Hochzeit mit Elise platzt.
Jenny lebt bei ihrer Mutter und pflegt sie. Als diese von den Zukunftsplänen von Heinrich und Elise erfährt, ist sie entsetzt. Sterbenskrank führt sie ein Treffen mit Heinrich, Jenny und Elise herbei. Hier müssen alle drei erfahren, dass früher Jennys Mutter und Heinrichs Vater verheiratet waren und das eigentlich auch immer noch sind. Jennys Mutter ist Püntjer Dörken, Jennys Vater ist Püntjer Manns und Jenny und Heinrich sind Halbgeschwister. Dies bringt Heinrich und Elise wieder zusammen und Jenny sucht ihre Erlösung als barmherzige Schwester im Kloster.
Transkription, 17.172 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 55, 1. Auflage, 2020
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»Sara«
Roman von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1872
D
ieser Roman behandelt die familiären und gesellschaftlichen Probleme, die entstehen, wenn eine junge jüdische Frau aus einer reichen Bankiersfamilie in eine wirtschaftlich darbende christliche Adelsfamilie einheiratet. Für ihre Hochzeit mit dem Baron Otto von Brawe muss Sara Hertz den christlichen Glauben annehmen. In beiden Familien stößt diese Liebe sowohl auf Zustimmung, als auch auf Ablehnung. Aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beschreibt Emmy von Dincklage die Akzeptanz bzw. Nicht-Akzeptanz dieser Beziehung. Taten wie Kindesentführung und Mord drohen die Ehe zu zerstören. Aber nicht die Taten stehen im Vordergrund dieses Romans, sondern die unterschiedlichen charakterlichen Eigenschaften der Akteure sowie die Ursachen und Auswirkungen ihrer Handlungen. Vor allem aber zeigt dieser Roman auch, wie belesen und intelligent Emmy von Dincklage ist. Immer wieder stehen Ursache und Wirkung von charakterlichen Eigenschaften und persönlichen Handlungen in einem teilweise geschichtlich weit zurückweisenden individuellen, gesellschaftlichen oder religiösen (Christentum, Judentum, Islam) Kontext.
Originalrechtschreibung, Grammatik und Satzbildung wurden beibehalten. Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Zum besseren Verständnis wurden Begrifflichkeiten und damals verwendete Wörter mit 248 Fußnoten versehen und erläutert. Basis der Erläuterungen sind in den überwiegenden Fällen Informationen aus Wikipedia und dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS, www.dwds.de).
Transkription, 66.975 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 100, 1. Auflage, 2023
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Seine Excellenz
Novelle von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1873
I
n elf Kapiteln, jedes einzelne charakterisiert über eine Blume, erzählt Emmy von Dincklage, wie Seine Exzellenz, der alte verwitwete Baron von Klingenberg, in die Liebesgeschichten von Nina Aschenbach eingreift. Nina ist Waise und wächst bei ihren Großeltern auf; die Aschenbachs und der Baron pflegen eine intensive Bekanntschaft, in der der Baron auch eine gewisse Verantwortung für Nina verspürt. Erst will der Baron Nina schützen, weil er glaubt, dass Wladimir Czepanowitz nicht der richtige Mann für Nina sei. Dann erkennt der Baron seinen Irrtum und fördert die Beziehung. Dabei verliebt er selbst sich in die Schwester von Wladimir, Lidy Södernäs, eine junge Witwe. Schließlich kommen auch Lidy und der Baron zusammen.
Transkription, 11.712 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 45, 1. Auflage, 2020
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Tolle Geschichten
Roman von Emmy von Dincklage aus dem Jahr 1870
To
lle Geschichten erlebt Moritz von Enden, der als Seconde-Lieutenant mit Seiner Majestät Dragoner-Regiment in das Emsland versetzt wird. Aufgewachsen als kränkelndes Muttersöhnchen in einer reichen Familie ist der hübsche, „Romeo“ gerufene Lieutenant ein Schwächling, der sich anfangs im Emsland nicht wohlfühlt. Die langweiligen weiten Flächen, Torf und Moor, die abgelegenen Dörfer und Burgen, die sehr eigenwilligen Menschen, und dann noch der verhasste Sauerbraten, all dies bereitet Moritz zu Beginn Schwierigkeiten. Doch schnell stellt er fest, dass die Emsländer, ob Adel oder Bauern, ob Kesselflicker oder Magd, wahrlich nicht langweilig sind.
Moritz von Enden gerät in einen Strudel von tollen Geschichten: illegale Jagd im benachbarten Holland, Prophezeiungen einer gläubigen jungen Dame, Neid, Hass, Liebe, Intrige, Diebstahl, Mord und Flucht. Dabei verliebt er sich. Doch auch die jungen Frauen achten auf ihren Stand und stehen zu ihren Versprechen. Und so muss Moritz akzeptieren, das seine große Liebe aus Standesdenken und Ehrversprechen unerreichbar ist. Doch zum Schluss finden sich nicht nur Moritz und Eleonore, sondern auch die anderen Hauptfiguren in diesem Roman. Und Moritz von Enden ist vom schwächlichen jungen Lieutenant zu einem selbstbewussten Burgherrn herangewachsen.
Gemeinfreies Werk
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 86, 1. Auflage, 2022Nach obenZeig’ mir, wie Du ißt, Und ich sage Dir, wer Du bist!
Erziehungsgedanken von E. von Dincklage aus dem Jahr 1888

Transkription, 661 Wörter
Wiedergefundene Perlen der Literatur Nr. 115, 1. Auflage, 2024
Kostenloser Download als PDF-File: Zeig’ mir, wie Du ißt, Und ich sage Dir, wer Du bist!
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