J. R.


Es ist nicht abschließend geklärt, wer sich hinter dem Pseudonym J. R. verbirgt. Da die Werke von J. R. ausschließlich in der Zeitschrift
»Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« veröffentlicht wurden, ist naheliegend, dass J. R. ein Pseudonym des Herausgebers Julius Rodenberg dieser Zeitschrift ist.

Das einsame Schloß.


Das Gedicht »Das einsame Schloss« ist eine Interpretation des Bildes »Das einsame Schloß« von R. Püttner, beides veröffentlicht im „Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft«, Band V, 1870. Richard Püttner (* 1. Januar 1842 in Wurzen; † 1. November 1913 in München) war ein deutscher Zeichner und Illustrator. Zur Veröffentlichung in dieser Zeitschrift fertigte Th. John einen Stich des Bildes an. Vorlage des Stiches wiederum könnte ein kolorierter Holzstich von Richard Püttner sein, der das Schloss Lauenstein (Altenberg) im Müglitzthal zeigt, veröffentlicht 1868 in der »Illustrirten Zeitung«, Band 49.

Das einsame Schloss Schloss Lauenstein
Links »Das einsame Schloß«, rechts »Schloß Lauenstein«

Das einsame Schloß.

(Zu dem Bilde von
Püttner.)

Hier bei den alten Bäumen, d‘rin Frühlingswinde weh‘n,
Wie gerne mag ich träumen, wie gerne mag ich steh‘n!
Im Schloß und vor den Thoren regt keine Stimme sich;
In Sinnen ganz verloren wird mir so feierlich.
Wie still ist die Terasse! Im Thurm welch‘ tiefe Ruh‘!
Des Epheu‘s laubige Masse deckt jedes Fenster zu.
Kaum, daß das Waldgehege, wenn es ein Luftzug traf,
Sich rührt. Mir ist, als läge Dornröschen dort im Schlaf.
Und von der Welt geschieden, und ihrem Thun entrückt,
Fühl‘ ich, wie süßer Frieden mich wiederum beglückt;
Seh‘ ich, als wie vor Zeiten, von Antlitz hold und mild,
Grüßend vorüberschreiten der Jugend Märchenbild!

Quelle des Gedichtes: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, Seite 442, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stiches »Das einsame Schloß«: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, zwischen den Seiten 384 und 385, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stiches »Schloß Lauenstein«: https://www.abebooks.com/signed/Lauenstein-Altenberg-Schloss-Lauenstein-Püttner-Schloß/21292460672/bd, abgerufen am 13.10.2023

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Der Dorfgeistliche.


Das Gedicht »Der Dorfgeistliche« ist eine Interpretation des Bildes »Der Dorfgeistliche«, gezeichnet von R. Püttner. Richard Püttner (* 1. Januar 1842 in Wurzen; † 1. November 1913 in München) war ein deutscher Zeichner und Illustrator. Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift »Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« fertigte Th. John einen Stich dieses Bildes an.

Der Dorfgeistliche
Gezeichnet von R. Püttner, gestochen von Th. John

Der Dorfgeistliche.

Oft seh‘ ich ihn vorüberschreiten,
Zum Walde lenkt er seinen Gang,
Wo still umgrünt von allen Seiten
Das Kirchlein lehnt am Bergeshang.

Wenn Abendstille sinkt zur Erde,
Und nach dem Tagewerk die Ruh‘
Dem Arbeitsmanne winkt zum Herde:
Dann pilgert er dem Walde zu.

Dort, wo der weiche Waldesboden
Unhörbar macht des Wandrers Fuß,
Glaubt er der Schöpfung reiner‘n Oden
Zu athmen, wie des Schöpfers Gruß.

Die Botschaft rauscht von Stamm zu Stamme,
Wie ein Choral im Waldgebiet,
Derweil des Abends Abschiedsflamme
Das Heil‘genbild mit Gold umzieht.

Hier, wo der Menschen wirr Getriebe
Die Harmonie nicht übertönt:
Fühlst Du, wie in der ew‘gen Liebe
Sich jeder Widerspruch versöhnt.

»Wohin ich auch das Auge wende,
Nur Segen hör‘ ich, nirgends Fluch;
Lieb‘ ist der Anfang, Lieb‘ das Ende —
So spricht das Herz und so das Buch.

O horch, der Wald mit tausend Zungen
Stimmt brausend ein, so nah wie fern;
Von tausend Blättern wird‘s gesungen —
Das Wort der Schrift — das Wort des Herrn!

Es fährt daher auf Abendwinden,
Es strahlt am Himmel goldnen Scheins. —
Wo wär‘ ein Zwiespalt noch zu finden?
Die Lieb‘ ist Alles — und ist Eins!«

So wallt er, bis der Dämmerung Schleier
Verhüllt des Waldes mächt‘gen Dom;
Ob er in seiner Abendfeier
Wol auch einmal gedacht — an Rom?

Quelle des Gedichtes: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V1, 1870, Seite 244, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stiches: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band Vi, 1870, zwischen den Seiten 244 und 245, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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Die Liebeskranke.


Das Gedicht »Die Liebeskranke« ist eine Interpretation des Bildes »Die Liebeskranke« von Fr. Meyerheim. Paul Friedrich Meyerheim (* 13. Juli 1842 in Berlin; † 14. September 1915 ebenda) war ein deutscher Maler und Grafiker. Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift »Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« fertigte L. Ruff einen Stich dieses Bildes an.

die-liebeskranke
Die Liebeskranke; gezeichnet von Fr. Meyerheim, gestochen von L. Ruff

Die Liebeskranke

»Ja, was dem Kind nur fehlen mag! — Sie schlägt
Den kranken Blick, statt jeder Antwort, nieder;
Das Köpfchen, das sie sonst gar muthig trägt,
Ist müd geneigt. Ich kenne sie nicht wieder.

Wie eine Lerche sang sie sonst. Sie war
Der Rosenknospe gleich am Sommermorgen.
Nun ist sie stumm und welkt dahin. Fürwahr,
Herr Medicus, ihr Aussehn macht mir Sorgen.«

Der Medicus ist gar ein kluger Mann.
»Thut, was Ihr könnt, das Uebel zu vertreiben …«
— »Madame, ich wüßte wol, was helfen kann …«
»Nun, so verschreibt‘s!« — »Ja, ließe sich‘s verschreiben! …«

»Schickt in die Apothek‘ …« Er lächelt fein.
»Habt Ihr kein Mittel denn, um Gotteswillen?«
— »S‘ giebt Schmerzen, die der Doktor mit Latein,
Die Mutter nicht mit bittren Tränken stillen.«

»So sagt‘s!« — »Nun wol, Madame, ich glaube fast,
Daß ich im Stande wär‘, es Euch zu sagen:
Erlaubt nur Eines — statt des Pulses, laßt
Das Herz der jungen Dame mich befragen!«

Quelle des Gedichtes: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, Seite 428, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stiches: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, zwischen den Seiten 428 und 429, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig


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Die Toilette.


Das Gedicht »Die Toilette« ist eine Interpretation des Bildes »Die Toilette« von C. E. Boettcher. Christian Eduard Boettcher, auch Böttcher (* 9. Dezember 1818 in Imgenbroich; † 15. Juni 1889 in Düsseldorf), war ein deutscher Maler der Rheinromantik. Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift »Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« fertigten Klitzsch & Rochlitzer einen Stich dieses Bildes an.

Die Toilette

Die Toilette

Laß Andren Puder und Essenzen
Brillanten, Gold und Schleppenkleid,
Laß sie sich schmücken, laß sie glänzen
Mit tausend Künsten und — vergeh‘n vor Neid.
Aus deinem lauschigen Gemache
Blick‘ ihrem Treiben lächelnd zu —
Ja, wär‘ es unter einem Bauerndache:
Natur, Natur — wie königlich bist Du!
Dir schickt der junge Morgen sein Arom
Aus Wald und Wiese durch den offnen Laden;
Dir quillt der goldnen Sonne warmer Strom,
Darin sich Arme, Stirn und Nacken baden.
Dir fließt der Flechten blonde Last
Noch fessellos — wozu sie schmücken?
Wen mit dem Reichthum, den Du hast,
Wirst Du beschenken — wen wirst Du beglücken?
Wen — wen? …. lind küßt der Sommerwind
Den Busen Dir mit schmeichlerischem Kosen;
Und also stehst Du, rosig Kind,
Ein holdes Räthsel zwischen Deinen Rosen.

Quelle des Gedichtes: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, Seite 301, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Bildes: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band 5, 1870, zwischen den Seiten 256 und 257, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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Erwartung.


Das Gedicht »Erwartung« ist eine Interpretation des Bildes »Erwartung« von A. Kindler. Albert Kindler (* 1833 in Allensbach; † 4. April 1876 in Meran) war ein spätromantischer deutscher Genremaler der Düsseldorfer Schule. Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift »Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« fertigte Th. John einen Stich dieses Bildes an.

kindler_erwartung
Nach einem Bild von A. Kindler, gestochen von Th. John

Erwartung

(Zu dem Bilde von
Kindler.)

Aus der Alpen Schooß, aus dem bretternen Haus,
O — welch‘ ein Blick in die Welt hinaus,
Wenn die Bergeshäupter in Purpur steh‘n,
Wenn die Bächlein rauschen, die Winde weh‘n,
Und von einem Dorfe zum andern
Die Grüße der Glocken wandern! …

Du friedlicher Gruß — und wie triffst Du die Brust,
Bewegst sie mit Bangen, erfüllst sie mit Lust!
Das Auge blickt und die Seele fliegt
Un das Thal hinab, das tief unten liegt,
Und das Herz pocht in rascheren Schlägen
Der Nacht und dem Liebsten entgegen!

Das blühende Thal, das Gebirge so hehr,
Wie wären sie kahl und wie wären sie leer,
Mit Allem, was lieblich, mit Allem, was hold,
Dem Silber der See‘n und der Saaten Gold,
Mit der Pracht und dem Reichthum der Städte —
Wenn ich ihn, wenn ich ihn nicht hätte!

Schwebe nieder, o Nacht, und verhülle die Welt!
Entglimmet ihr Sternlein, am himmlischen Zelt!
Schon hör‘ ich den Schritt auf bekannten Pfad —
O, juble mein Herz! Denn er naht, er naht.
Und schmückt Euch, ihr Blümlein im Garten,
Mit mir des Geliebten zu warten.

J. R.

Quelle des Gedichtes: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, Seite 599, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stiches: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, zwischen den Seiten 512 und 513, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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Sommerabend.


Das Gedicht »Sommerabend« ist eine Interpretation des Bildes »Sommerabend« von Hermann Kauffmann. Hermann Kauffmann (der Ältere) auch Herrmann Kauffmann, (* 7. November 1808 in Hamburg; † 24. Mai 1889 ebenda) war ein deutscher Maler und Lithograph, der als ein Hauptvertreter der Hamburger Schule gilt. Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift »Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« fertigte Th. John einen Stich dieses Bildes an.
sommerabend
Sommerabend, 1869 gemalt von Hermann Kauffmann, gestochen von Th. John

Sommerabend.

(Bei Betrachtung des Bildes von Herm. Kauffmann.)

Sommerabend — Dein sanftes Licht
Schimmert noch vor dem Scheiden
In den Birken, so grün und dicht,
Ueber dem Bach in den Weiden.

Welch‘ ein Frieden — und immer neu
Welch‘ ein Düftchen dazwischen,
Wenn mit dem frischgemähten Heu
Blüthen der Linde sich mischen.

Wenn der Wagen vorüberschwankt,
Augen und Seele labend,
Welche Gott für den Segen dankt,
Und für den schönen Abend.

Wenn nach dem Tagwerk, das nun ruht,
Leise sich löst die Schwüle,
Und in der Schatten dämmernder Hut
Alles sich freut der Kühle.

Welche Prosa! .. Die Entenschaar
An dem feuchten Gestade;
Und statt der Elfen ein Rossepaar
Niedersteigend zum Bade …..

Dennoch erfaßt ein Verlangen mich,
Hier in dem Wogen und Rauschen
Um die Pracht der Paläste Dich,
Liebliche Landschaft, zu tauschen!

Mitten im Fest und mitten im Saal
Will es mich trüb überkommen:
Denk‘ ich an Dich, Du stilles Thal,
Das mich einst aufgenommen;

Seh‘ ich den dunkelnden Heckengang
Und das Kirchlein, das kleine,
Dessen bescheidenes Thürmchen noch lang
Leuchtet im Abendscheine.

Und die Seele fliegt weit hinaus,
Frei von den Fesseln und Banden,
Fliegt, wie einst nach dem Elternhaus,
Wo sie versteht und verstanden.

Und sie sagt: wenn müd‘ gehetzt
Endlich Dir sinkt der Flügel —
Sei getrost! — Dir bleibt zuletzt
Noch ein Thal und ein Hügel.

Wer sich an Welt und Menschen nur
Halb vermochte zu binden:
Sieh: — ihm bleibt die ganze Natur,
Um sich wiederzufinden!

Quelle des Gedichtes: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band VI, 1870, Seiten 68-69, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stiches: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band VI, 1870, zwischen den Seiten 68 und 69, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig


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