R.
Es ist nicht abschließend geklärt, wer sich hinter dem Pseudonym R. verbirgt. Wie beim Namenskürzel J. R. ist es jedoch naheliegend, dass es sich hier um Julius Rodenberg handelt. Auch der Text „So zog ich einst dahin durch Schottlands Moor“ deutet auf Julius Rodenberg hin. Nach Abschluss seines Studiums 1856 unternahm Julius Rodenberg eine Reise nach Großbritannien.
Die Erndte.
Das Gedicht »Die Erndte« ist eine Interpretation des Bildes »Die Erndte«, gezeichnet von H. Kauffmann. Hermann Kauffmann (der Ältere) auch Herrmann Kauffmann, (* 7. November 1808 in Hamburg; † 24. Mai 1889 ebenda) war ein deutscher Maler und Lithograph, der als ein Hauptvertreter der Hamburger Schule gilt. Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift »Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« fertigte Th. John einen Stich dieses Bildes an.
Die Erndte; gezeichnet von H. Kauffmann, gestochen von Th. John
Die Erndte.
Beatus ille
Horat., Epod. Lib.
O wie glücklich ist der Mann,
Der wenn voll die Halme schwanken
Und der Schnitt beginnen kann —
Keinem Menschen braucht zu danken!
Von dem Himmel ganz allein
Kam, wie ein Geschenk, der Segen:
Floß der warme Sonnenschein,
Troff herab der milde Regen.
Kräfte, die von Ewigkeit
Wirkten, walteten und schufen,
Waren auch für ihn bereit,
Ohne daß er sie gerufen.
Licht und Luft und Wasser war
Immer da, die Frucht zu nähren;
Und nun rauscht es wunderbar
Durch den Reichthum seiner Aehren!
Was der Mensch vom Menschen nur
Mag in bittrem Kampf erlangen:
Lächelnd reicht es ihm die Flur,
Beut es ihm der Wiese Prangen.
Sie verlangte nur den Schweiß
Seiner Stirn ihm zu erwidern:
Doch um seiner Mühe Preis
Braucht er sich nicht zu erniedern.
Aufrecht sammelt er und stolz,
Er, der Freie, Weltentfernte,
Was der Fleck des andern Gold's
Nie berührt: das Gold der Ernte!
Quelle des Gedichts: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1870, Band 6, Seite 504, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stichs: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1870, Band 6, zwischen den Seiten 504/505, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
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Regenwetter.
Das Gedicht »Regenwetter« ist eine Interpretation des Bildes »Regenwetter«, gezeichnet von H. Kauffmann. Hermann Kauffmann (der Ältere) auch Herrmann Kauffmann, (* 7. November 1808 in Hamburg; † 24. Mai 1889 ebenda) war ein deutscher Maler und Lithograph, der als ein Hauptvertreter der Hamburger Schule gilt. Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift »Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft« fertigte A. Gaber einen Stich dieses Bildes an.
Regenwetter; gezeichnet von H. Kauffmann, gestochen von A. Gaber
Regenwetter
Die Haide seh’ ich gern, wenn trüb zur Rüste geht
Der Regentag, und wenn von Nebeldunst umweht
Fern Horizont und Erd’ verschwimmen.
Der Regen rauscht, es zieht der Wind durch Moos und Moor,
Bald leis und stürmisch bald, gleich einem Geisterchor,
Und o! — wie lieb’ ich diese Stimmen!
Nun bleicht der Tag, nun bricht sein Schimmer noch einmal
Sich durch die Wolken Bahn — ein Schimmer, weiß und fahl,
Die Haide ganz in Zwielicht tauchend;
Für einen Augenblick wird es im Westen hell,
Und über’m Hügel färbt ein Leuchten kurz und grell,
Die Räderspur, von Nässe rauchend.
Und nunmehr rollt es dumpf, nun schallt’s wie Pferdetrab —
Ein Wagen ist’s — er kommt vom Hügel dort herab,
Das nahe Dörflein zu gewinnen;
Getrost! — nach solcher Fahrt ruht doppelt gut sich’s aus —
Bald winkt der Kirchenthurm, bald ist erreicht das Haus,
Und o! — wie traulich ist es drinnen!
Ich aber wandre gern, wenn grau die Haid’ und leer,
Wenn dumpf der Tag versinkt, und wenn im Regen schwer
Die Weiden klagen und die Föhren; —
So zog ich einst dahin durch Schottlands Moor und meint’,
Wenn mit dem Haidewind die Dämm’rung sich vereint,
Die Geister Ossian’s zu hören!
Quelle des Gedichts: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1870, Band 6, Seite 369, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stichs: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1870, Band 6, zwischen den Seiten 368/369, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
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