Hermann Kletke


Hermann Kletke
Hermann Kletke (* 14. März 1813 in Breslau; † 2. Mai 1886 in Berlin) war ein deutscher Lyriker, Schriftsteller und Publizist.






Der alte Park.


Das Gedicht "Der alte Park" steht im inhaltlichen Zusammenhang mit dem folgenden Stich "Der alte Park", der nach einem Gemälde von Ludwig entstanden ist und von Klitsch & Rochlitzer gestochen wurde.


Der alte Park

Der alte Park; Nach einem Gemälde von Ludwig. Gestochen von Klitsch & Rochlitzer

Der alte Park.

Hör‘ ich es nicht im Laube flüstern,
Stimmen zitternd im süßen Leid?
Durch die Gänge, die schattigdüstern,
Wandelt ein Traum der alten Zeit.

Von den Lippen der Liebe bebt es,
Schwüre tauschen sich zärtlich aus,
Und das pochende Herz, wie strebt es
Heiß der zögernden Zeit voraus!

Doch die säumigen Stunden fliegen
Mit dem pochenden Herzensschlag,
Bis sie in trüber Ferne liegen —
Treulos war der wonnigste Tag!

Ach, ein halbes Jahrhundert kam ich
Hier der jubelnden Lust zu spät;
Nur verklungenes Glück vernahm ich,
Lang vergessen, verrauscht, verweht!

Dort zum Thore führen die Stufen,
Die nur selten ein Fuß betritt.
Keine Stimmen der Liebe rufen,
Nicht ein sehnsuchthastiger Schritt.

Und die zerbrochnen Säulen sprechen
Stumm der flüchtigen Jahre Wort:
„Alles Irdische muß zerbrechen,
Auch das Liebste tragen wir fort.“

Doch fernher, in die dunklen Massen,
Wie versunken im Witwenleid,
Gramdurchschaurt und glückverlassen:
Lächelt sonnig die junge Zeit!

Quelle des Gedichts: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1867/1868 Band I, Seite 191, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stichs: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1867/1868 Band I, Seite 190, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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Der Auszug der Zwerge.


Das Gedicht "Der Auszug der Zwerge" steht im inhaltlichen Zusammenhang mit dem folgenden Stich "Der Auszug der Zwerge", der nach einer Zeichnung von O. Knille entstanden ist und von L. Ruff gestochen wurde.

Der Auszug der Zwerge

Der Auszug der Zwerge; Nach einer Zeichnung von O. Knille. Gestochen von L. Ruff

Der Auszug der Zwerge.

„Schon hallt mir Hämmerschlag am Ohr“ —
Der Zwergenkönig sprach’s —
„Sie schlagen ein sich Thür und Thor,
Schon bebte leis wie nie zuvor
Die Wölbung des Gemachs.

Eindringt mit List, eindrängt mit Macht
habgierig ein Geschlecht,
und was geschafft wir und vollbracht,
Das Zwergengold der fleiß’gen Nacht,
Den Menschen käm’ es recht.

Denn was dort haust im Sonnenlicht,
Will Gold und immer Gold ....
Packt ein und auf! wir warten nicht,
Bis durch die Wand der Hammer bricht,
Gestein auf’s Haupt uns rollt.

Ihr Schmiede schlugt in Feuersbrunst
Mir hart den blanken Stahl,
Ihr Weber webtet, reich an Kunst,
Die Schleier fein wie Wolkendunst
Allhier ein letztes Mal.“

Der König sprach’s, da liefen sie
So hastig auf und ab;
Da hoben, schoben, riefen sie
Und bald im Schweiße triefen sie
Und setzten sich in Trab.

Die Fackeln her! — schon leuchten sie
Die Gänge hell hinaus.
Da zogen, bogen, keuchten sie,
Die Lasten, o wie däuchten sie
Mühvoll für Mann und Maus!

D e r  schleppt’ und schlich sich hinterher
Mit Säcken reich bepackt,
D e r  trug die Leiter hoch und schwer,
Und manch’ ein Wichtlein seufzte sehr,
Das zu viel eingesackt.

„Leb’ wohl, Du Berg, nun gründen wir
Ein ander Heim uns bald;
Des Goldes Lust, der Künste Zier ....
Frisch auf, tragt Alles fort von hier
Zu stillerm Aufenthalt!"

Quelle des Gedichts: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1869 Band 4, Seite 95, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stichs: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1869 Band 4, zwischen den Seiten 94 und 95, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig


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Der Krieg.


Das Gedicht "Der Krieg" steht im inhaltlichen Zusammenhang mit dem folgenden Stich "Krieg", der nach einer Zeichnung von Otto Knille entstanden ist und von Th. John gestochen wurde.

Krieg

Krieg; Nach einer Zeichnung von Otto Knille, gestochen von Th. John

Der Krieg.

Die Brandfackel hoch in geschwungner Hand
Und das Aug’ im flammenden Tod entbrannt,
Schreitet rasch er abwärts und lodernd schreit
Durch die Nacht ihren Feuerruf die Zeit.

Wie sein stürmender Gang zur Erde fliegt,
Wo noch flüsternd ein Traum die Menschen wiegt,
Hält er straff in der Faust das scharfe Schwert —
Was ist jetzt der üppigste Traum euch werth!

Hart fliegt ihm am Fuße mit wilder Gier
Sein Gesell, der Geier, zum Schlachtrevier —
Schon riecht er Blut und nicht scheucht ihn zurück
Des Sterbenden Angst, des Sterbenden Blick!

Noch schläft ihren sorglosen Schlaf die Welt,
Bis ihr glühend die Flamm’ auf die Wimper fällt,
Bis sie jäh aufschrickt und aufstürzt in Hast,
Bis des Dämons mordende Hand sie faßt;

Des Unseligen, der das Mark ihr sengt,
Der die Flur im spritzenden Blut ertränkt,
Der mit eiserner Wuth und Schlag um Schlag
Hinmäht die Leiber am Erntetag!

Quelle des Gedichts: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1868 Band 2, Seite 409, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stichs: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1868 Band 2, Seite 408, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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Frieden.


Das Gedicht "Frieden" steht im inhaltlichen Zusammenhang mit dem folgenden Stich "Friede", der nach einer Zeichnung von Otto Knille entstanden ist.

Friede

Friede; Nach einer Zeichnung von Otto Knille

Frieden
   Hochaufthürmend und sturmdurchflogen
Ueberstürzen sie Haus und Land —
G e i s t  d e s  F r i e d e n s, auf Welt und Wogen
Breite liebend die starke Hand!

   Und es schwebt auf den zorngemuthen
Wassern segnend die Lichtgestalt,
Ueber grollend bewegten Fluthen
Flüstert ein Hauch der Allgewalt.

   Vor des Oelbaums friedlichen Zweigen,
Vor dem Auge, zur Fluth gesenkt,
Müssen milder athmen und schweigen
Stürme, die wüst das Herz umdrängt —

   Jetzt, o seliger Friedensbote,
Schaffe den Völkern reich die Flur,
Statt des Zornes, der blutig drohte,
Knüpfe  D e i n  Band unsinniger nur!

   Daß sich wieder am sichern Herde
Fleiß und Liebe des Glückes freue,
Daß in die hart durchpflügte Erde
Froh sie Körner der Hoffnung streue!

Quelle des Gedichts: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1868 Band 2, Seite 682, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig
Quelle des Stichs: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1868 Band 2, Seite 681, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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Zur Schule.


Lust’ge Buben, zieht den Strang,
Weithin schall der Glocke Klang!
Auf ihr Mädchen, frisch ihr Knaben,
Ihr müßt gleich zur Schule traben!
Klein und groß, groß und klein,
All’ in die Schule müßt ihr hinein.

Schulmeister ist ein kluger Mann,
Sieht das Unrecht Jedem an;
Dem, der Kopf und Buch vergessen,
Wird sein Pensum zugemessen.
Klein und groß, groß und klein,
All’ in die Schule müßt ihr hinein.

Lernt nur; Schüler sind auch wir,
All’ uns rief die Glocke hier
Zu der großen Lebensreise;
Jeder lernt nach seiner Weise.
Klein und groß, groß und klein,
Schüler müssen wir Alle sein!

Und so lernt man spät und früh,
Doch zu Ende bringt man’s nie,
Bis der Meister hoch vom Stuhle
Winkt: nun geht mir aus der Schule! —
Klein und groß, groß und klein
Schüler müssen wir Alle sein.

Quelle: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1869 Band 3, Seite 710, Herausgeber: E. Dohm & J. Rodenberg, Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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