Hans Hopfen


H
Hans von Hopfen
ans Demetrius Hopfen, ab 1888 Ritter von Hopfen, (* 3. Januar 1835 in München als Hans Mayer; † 19. November 1904 in Groß-Lichterfelde [heute Berlin]) war ein deutscher Schriftsteller.













An eine Freundin


   Du fragst nach meinem Zeitvertreibe,
Da ich, obwol der Sommer weit,
Noch immer auf dem Lande bleibe
In Einsamkeit?

   Ach, zwischen Deinen bunten Städtern
Lebt' ich halb Faust, halb Don Juan;
Hier sitz ich unter falben Blättern
Ein frommer Mann.

   Vom Gartenhaus am Hügelrande
Seh' ich ins Thal: mit Dampfgebraus
Rast dort ein Zug aus weitem Lande
Zum Land hinaus.

   Schon meilenferne klingt die Schiene,
Doch hier – in einer Blume Ring,
Berauscht sich neben einer Biene
Ein Schmetterling.

   Derselbe Geist, der ohne Schranken
Das Weltall nimmersatt durchfliegt,
Hegt auch den zögernden Gedanken,
Der Blumen biegt.

   Drum dulde, daß der Parzen eine
Den Herbst mir spinne, lieb und lang,
Aus halbverkühltem Sonnenscheine
Und Müßiggang.

   'S ist bald vorbei! Dann les' ich, schreibe
Und fahr' auf Reisen ab und zu,
Und sehne mich nach einem Weibe,
So schön wie Du.

Quelle: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band 2, 1868, Seite 324, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig