Karl Beck


K
Beck Karl
arl Isidor Beck (geboren 1. Mai 1817 in Baja, Komitat Bács-Bodrog; gestorben 9. April 1879 in Währing bei Wien) war ein österreichischer Dichter, Journalist und Schriftsteller.














Drei Perlen.


Ein Wettersturm ist los mit hohlem Braus,
Da bricht der Räuber in des Juden Haus,
Er weiß den reichen Abraham im Weiten;
Am Sterbebett des theuren Knaben wacht
Frau Sarah noch und betet in der Nacht,
Der Busen atmet schwer, die Thränen gleiten.

Und finster tritt des Waldes Sohn herein:
»Verstumme, Weib, daß nicht die Streitaxt mein
Den Todesstreich nach Deinem Haupte führe!
Die Schlüssel gieb!« Er mustert jeden Schrank,
Den Säckel trächtigt er mit Münzen blank,
Und späht, was fürder noch die Hand erküre.

Da faßt mit einem Mal ein tiefster Schmerz
Des wüsten Mannes gottverlass‘nes Herz,
Verlöschen sieht er leis den holden Knaben;
Er spricht: »Drei Monde sind‘s, da starb mein Kind,
Die Mutter weinte sich die Augen blind,
Wir haben es im Eichenforst begraben;

»Verzweifelnd haben wir die Faust geballt,
Die Locken uns zerrauft, die Brust zerkrallt,
Wir lebten nur wie Du dem Einzigeinen;
Ich aber drohte Dir, Du zages Weib!
Verdorret ist die Frucht von Deinem Leib,
Doch wagst Du kaum im Leide still zu weinen?

»Beklage laut Dein frühverlornes Glück,
Doch nimm, was  i c h  Dir raubte, voll zurück!«
Mit Freuden legt er nun die Beute nieder;
Vom Tische nimmt er nur ein schwarzes Brot;
»Das wehrt auf einen Tag der herben Noth.«
So stammelt sie: »Komm‘ alle Tage wieder!«

Nach seiner Wildniß flügelt er den Schritt,
Dort stöhnt das Räuberweib: »Was bringst du mit?«
»Der Perlen drei, das laß mich selig künden:
Den Engelsgruß von unserm süßen Lieb,
Ein ehrlich Brot, und einen heißen Trieb
— O, wär‘s noch Zeit — zu sühnen meine Sünden!«

Quelle: Quelle: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Band V, 1870, Seite 542, Herausgeber: Ernst Dohm und Julius Rodenberg; Verlag von A. H. Payne, Leipzig

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